Athen stellt erste Zahlungen ein
Für Oktober kann Griechenland seine Renten und Beamtengehälter noch auszahlen. Doch dann herrscht Ebbe in der Staatskasse, berichten Athener Medien. Die sechste Tranche der Milliardenhilfe lässt aufgrund mangelnder Sparfortschritte auf sich warten, und Athen versucht daher verzweifelt, Gelder freizuschaufeln: Zahlungen an einige Pharmaunternehmen wurden ausgesetzt, ebenso die Rückerstattung der Mehrwertsteuer.
1,7 Milliarden Euro versucht die Regierung so für November zu organisieren. Mit neuen Versprechen zu Sparen hat man zudem die Troika aus EU, Währungsfonds und Europäischer Zentralbank dazu gebracht, am Mittwoch ihre Arbeit in Athen wieder aufzunehmen. Nur wenn die Experten grünes Licht geben, können die nächsten acht Milliarden Euro fließen.
Schuldenerlass
Langfristig ist das aber nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Führende Wirtschaftswissenschaftler aus Deutschland und Frankreich plädierten am Mittwoch daher dafür, den Griechen die Hälfte ihrer Schulden zu erlassen: Der "Teufelskreis aus Banken- und Schuldenkrise" könne so durchbrochen werden, schrieben Wirtschaftsberater der deutschen und französischen Regierung in der Financial Times . Zudem sollte der Rettungsschirm ESFS ermächtigt werden, von der Umschuldung besonders stark betroffene Banken zu stützen.
Vor allem griechische, aber auch deutsche und französische Banken wären von einem Schuldenerlass für Athen stark betroffen. Österreichs Regierung wehrt sich aber gegen Spekulationen über einen solchen Schuldenschnitt, das würde nur die Märkte verunsichern. Diese reagierten am Dienstag aber positiv, kolportierte Bankhilfen aus dem Rettungsfonds ließen die Kurse von Finanztiteln steigen.
Während die Börsen aufatmeten, protestieren die Bewohner Griechenlands gegen die immer neuen Steuerideen. Am Dienstag legte ein Streik der Fahrer von U-Bahnen und Bussen Athen lahm, Mittwoch und Donnerstag wollen die Taxifahrer streiken. Gleichzeitig zittern viele Griechen vor einer Immobilien-Sondersteuer, die das Parlament Dienstagabend durchwinken wollte.
"Ja, die Kürzung sind ungerecht", gestand selbst Finanzminister Evangelos Venizelos ein. "Aber Krise wird sein, wenn wir die Renten und Löhne gar nicht zahlen können." Er rief seine Landsleute auf, sich "überanzustrengen". Er rechne aber mit dem raschen Eintreffen der nächsten Hilfstranche. Pläne für einen Schuldenschnitt dementierte er.
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