Athen: Kündigungswelle in Staatsbetrieben

Griechenland beugt sich dem Druck der Geldgeber, die weitere Reformen einfordern. 20.000 Staatsdiener müssen gehen.

In den Staatsbetrieben Griechenland sind rund 200.000 Menschen beschäftigt. Noch. Schon bald werden es um mindestens 20.000 weniger sein. Die Chefs von 151 Staatsbetrieben - vom Fernsehen über die Athener U-Bahn bis zur Eisenbahn - müssen innerhalb von zwei Wochen Listen von Angestellten vorlegen, die zunächst in "Arbeitsreserve" geschickt werden. Das bedeutet für die Betroffenen: 60 Prozent Lohn für ein Jahr, dann folgt die Kündigung. Mindestens zehn Prozent der jeweiligen Belegschaft sollen so auf die Straße gesetzt werden, lautet die Anordnung des Finanzministeriums.

Unter Druck

Dieser Abbau bedeutet die erste breit angelegte Kündigungswelle in griechischen Staatsunternehmen. Auslöser ist die Angst vor der Staatspleite. Denn können die Griechen mit ihren Bemühungen, mehr einzunehmen und weniger auszugeben, ihre Kreditgeber nicht zufrieden stellen, fließt kein Geld mehr nach Athen.

Anfang September hatte die sogenannte Troika aus Vertretern von EU-Kommission, Europäischer Zentralbank und Internationalem Währungsfonds Athen überraschend verlassen. Zu wenig war ihnen in Griechenland weitergegangen. Auf das Urteil dieser Troika aber kommt es an, ob Griechenland die nächste Kredittranche in Höhe von acht Milliarden Euro (175 Millionen davon aus Österreich) bekommt. Wird nichts überwiesen, ist Griechenland im Oktober pleite.

So weit wollen es die Griechen nicht kommen lassen. Mehreinnahmen von zwei Milliarden Euro soll heuer noch eine neue Immobiliensteuer bringen. Damit diese nicht hinterzogen werden kann, wird diese mit der Stromrechnung eingezogen.

Druck aus den USA

Die Finanzkontrolleure der Troika werden die Finanzlage Griechenlands ab Montag wieder unter die Lupe nehmen. Ursprünglich wurden sie bereits heute, Mittwoch, in Athen erwartet. Nun wollen die Troika-Vertreter aber erst abwarten, was das EU-Finanzministertreffen Ende dieser Woche ergibt. Dass US-Finanzminister Timothy Geithner an diesem Treffen teilnehmen wird, zeigt, wie wichtig auch die USA die Schuldenkrise in Europa nehmen.

Geithner wird Druck auf die Euro-Länder zu einem effektiveren Krisenmanagement ausüben. Geithner werde darauf drängen, sagte ein EU-Vertreter, den Rettungsfonds EFSF rasch zu reformieren und das Kreditvolumen noch über 440 Milliarden Euro aufzustocken. "Er wird vielleicht auch gerade Deutschland sagen, es soll seinen Widerstand gegen eine Aufstockung des EFSF aufgeben", ergänzte er.

Berlin

Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel wies am Dienstag Spekulationen über eine mögliche Pleite Griechenlands strikt zurück. Diese hatte tags zuvor ihr Vizekanzler Philipp Rösler geschürt. Die Angst davor geht dennoch um, wie auch die Angst davor, andere Schuldenstaaten könnten sich "anstecken". Italien etwa musste am Dienstag für fünfjährige Anleihen Rekordzinsen von 5,6 Prozent bieten.

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