Arbeitsmigration nach Österreich bleibt hoch
Es hätte eine Art "Ausländerbremse" werden sollen. Mit dem im Juli eingeführten Beschäftigungsbonus fördert der Staat neu geschaffene Jobs, die an Inländer oder bereits im Inland befindliche EU-Ausländer vergeben werden. Zusätzliche Pendler aus Ungarn oder Neuzuwanderung aus Rumänien wollte die alte Regierung bewusst nicht fördern. Wegen eines möglichen Verstoßes gegen die EU-Arbeitnehmerfreizügigkeit wackelt die Lohnsubvention wieder.
Grenzenloser Arbeitsmarkt
Auf die Ausländer-Beschäftigung hat der Bonus aber ohnehin keinen Einfluss, zeigt die Statistik. Um das gesuchte Personal zu finden, rekrutieren die heimischen Betriebe längst über die Grenzen hinweg. Sowohl heuer als auch im kommenden Jahr werden mehr als zwei Drittel aller neuen Jobs von Personen ohne österreichische Staatsbürgerschaft besetzt werden, geht aus einer Prognose der Synthesis-Forschung im Auftrag des AMS hervor. Demnach entfallen heuer 68 Prozent des Beschäftigungszuwachses auf ausländische Arbeitskräfte, im nächsten Jahr wird mit 71 Prozent gerechnet. "Ursache ist der anhaltend starke Zustrom an migrantischen Arbeitskräften, dazu zählen Personen mit Wohnsitz in Österreich ebenso wie grenzüberschreitend einpendelnde Personen", heißt es in dem Bericht, der dem KURIER vorliegt.
Der überwiegende Teil kommt aus dem EU-Raum, auf kleinerem Niveau wirkt sich auch die Job-Integration der Asylberechtigten aus. Die stärksten Zuwächse gab es zuletzt bei den Ungarn und Rumänen. Die Zahl der Rumänen stieg gegenüber dem Vorjahr um 14 Prozent auf 52.000. Damit sind die Rumänen als Ausländergruppe nur noch knapp hinter den Türken (siehe Grafik unten).
Lohnunterschiede
Peter Havlik, Osteuropa-Experte vom Wiener Institut für internationale Wirtschaftsvergleiche (WIIW), rechnet vorerst nicht mit einem Abflauen der Arbeitsmigration aus Rumänien. "Tatsache ist, dass die Lohnunterschiede zu Österreich nach wie vor sehr groß sind." Auch wenn es wegen der guten Konjunktur in vielen osteuropäischen Ländern zu Lohnanpassungen komme, sei die große Rückkehrbewegung noch nicht zu erkennen.
Auch Bank-Austria-Ökonom Walter Pudschedl ist skeptisch, sieht aber zumindest einen Höhepunkt erreicht. "Die Tendenz ist zwar rückläufig, aber nur sehr verhalten." Mögliche Auswirkungen sieht Pudschedl durch den Brexit. Wenn polnische Arbeitskräfte ihre Aufenthaltsgenehmigung in Großbritannien verlieren, könnten sie sich in anderen EU-Ländern, vornehmlich natürlich in Deutschland, aber auch in Österreich um Arbeit umsehen.
Die konjunkturbedingt steigende Nachfrage nach Arbeitskräften dürfte obendrein zu mehr Zuwanderung führen. Schon jetzt klagen Betriebe über akuten Fachkräftemangel. Allein im Tourismus können trotz relativ hoher Arbeitslosigkeit in diesem Bereich tausende Stellen nicht besetzt werden. Die Branche will den Arbeitsmarkt für Drittstaaten öffnen.
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