Arbeitslosigkeit in Krisenländern bleibt hoch

Selbst wenn die Konjunktur wieder anziehen sollte, dürften die Erwerbslosenzahlen nicht mehr auf Vorkrisenniveau sinken.

Experten erwarten laut einem Zeitungsbericht, dass sich die hohe Arbeitslosigkeit in den Krisenstaaten Europas zementiert. Die Rezession dürfte auch langfristig verheerende Auswirkungen auf die dortigen Arbeitsmärkte haben, berichtet die Financial Times Deutschland (FTD) mit Bezug auf Berechnungen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO). Selbst wenn sich die Konjunktur irgendwann wieder erhole, dürften die Erwerbslosenzahlen nicht mehr auf Vorkrisenniveau sinken. "Die Finanzkrise belastet das Beschäftigungswachstum langfristig - sowohl was den Einbruch bei der Schaffung neuer Stellen während der Krisenjahre als auch die Erholung danach angeht", so Ekkehard Ernst, Leiter der ILO-Prognoseabteilung gegenüber der FTD.

"Die Trendarbeitslosigkeit dürfte in den Euro-Krisenländern in der nahen Zukunft weiter steigen", so Ernst weiter. Die Südländer der EU stünden vor dem Problem, dass sie für Investoren inzwischen äußerst unattraktiv seien, heißt es in dem Bericht. Somit sei auch in den nächsten Jahren nicht mit einer Erholung am Arbeitsmarkt zu rechnen. Auch die Bildungssysteme in den Südländern könnten nicht mit dem Rest Europas mithalten, zudem habe die Bevölkerung ob der jahrelangen Krise resigniert.

Nach Berechnungen der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) werden heute gut 20 Prozent weniger Arbeitsplätze neu geschaffen als vor der Krise. "Die hohe Arbeitslosigkeit ist heute das größte Problem in Europa", so Mark Keese, OECD-Arbeitsmarktexperte.

Sorgen bereitet den Experten auch die geringe Bereitschaft, in Europa zu investieren. "Die hohe Arbeitslosigkeit kostet langfristig Wachstum und bedroht die soziale Sicherheit in Europa - wie wir ja in vielen Ländern Südeuropas schon erleben, wenn man sich die jüngsten Proteste ansieht", so Ernst.

Die Jugendarbeitslosigkeit in Europa hat dramatische Dimensionen angenommen: 5,5 Millionen Menschen (20 Prozent) unter 25 Jahren suchen in EU-Staaten einen Job. In Spanien und Griechenland liegt die Quote über 55 Prozent, in Italien bei einem Drittel.

Die EU-Kommission will die Mitgliedsstaaten nun von einer „Jugendgarantie“ überzeugen, wonach niemand unter 25 länger als vier Monate ohne Job oder Ausbildung sein dürfe. Erzwingen kann die EU eine solche Garantie nicht; mit EU-Förderungen sollen die Staaten aber auf den Geschmack kommen. Im Kanzleramt wird dies auch als rot-weiß-roter Erfolg verbucht: Kanzler Faymann forderte schon im Jänner EU-Maßnahmen gegen die Jugendarbeitslosigkeit.

Vorbild Österreich

Am Mittwoch soll Sozialkommissar Laszlo Andor laut FAZ Details präsentieren. Sein Plan wird sich an Österreich, Norwegen und den Niederlanden orientieren.

Was können andere Staaten vom heimischen Modell („duales System“ mit Ausbildung in Betrieb und Berufsschule) übernehmen? „Vor allem das sozialpartnerschaftliche Prinzip, dass Arbeitgeber und Arbeitnehmer direkt in das System eingebunden sind“, sagt Thomas Mayr, Geschäftsführer des Instituts für Bildungsforschung der Wirtschaft. Ein Erfolgsfaktor sei etwa, dass in Österreich die Firmen bei der Erstellung der Lehrpläne mitreden können.

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