Hohe Industrie-Arbeitslosigkeit: Wird Kurzarbeit wieder ein Thema?

Hohe Industrie-Arbeitslosigkeit: Wird Kurzarbeit wieder ein Thema?
Mehr als 420.000 Personen beim AMS vorgemerkt. Wirtschaftskammer will leichteren Zugang zur Kurzarbeit, Ökonom bremst.

Die Wirtschaftsflaute in Österreich belastet weiter den Arbeitsmarkt und trifft Bundesländer mit einem hohen Industrieanteil am stärksten. Ende Jänner gab es im Vergleich zum Vorjahresmonat um 8 Prozent mehr Personen ohne Job. Arbeitslose und Schulungsteilnehmer zusammengerechnet waren 421.207 Personen (+31.148) ohne Beschäftigung. Die Arbeitslosenquote erhöhte sich um 0,6 Prozentpunkte auf 8,1 Prozent. Die Arbeitslosigkeit steigt seit April 2023.

Stärkster Anstieg in Oberösterreich und der Steiermark

Einen besonders starken Anstieg bei Arbeitslosen und Schulungsteilnehmern gab es im Jahresabstand in Oberösterreich (+12,8 Prozent), Steiermark (+9,9 Prozent) und Vorarlberg (+9,2 Prozent). Die Arbeitslosigkeit erhöhte sich aber in allen Bundesländern. Am wenigsten stieg die Arbeitslosigkeit in Kärnten und Tirol. Der Anstieg der Arbeitslosenzahlen sei auf die "schwächere wirtschaftliche Dynamik als im Vorjahr zurückzuführen", so Arbeits- und Wirtschaftsminister Martin Kocher (ÖVP) in einer Aussendung. 

Ruf nach "Soforthilfe" für Betriebe

Angesichts der stark steigenden Industriearbeitslosigkeit fordert die Wirtschaftskammer (WKO) eine Nachschärfung der aktuellen Kurzarbeitsregeln. Kurzarbeit ermöglicht Unternehmen bei Auftragsflaute die Normalarbeitszeit vorübergehend zu verringern, wobei das AMS für die ausgefallenen Stunden eine Kurzarbeitsbeihilfe gewährt. 

„Als Soforthilfe muss der Zugang zur Kurzarbeit für Unternehmen, die in vorübergehende wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten sind, wieder geöffnet werden“, sagt WKÖ-Generalsekretär Karlheinz Kopf. Nur so könnten Arbeitsplätze nachhaltig gesichert werden. Anders als zu Pandemiezeiten gelten aktuell sehr strenge Auflagen für eine Kurzarbeitsbeihilfe. Im Dezember gab es daher nur rund 1.700 Beschäftigte in Kurzarbeit. Allzu viele Fälle könnte sich das AMS heuer auch gar nicht leisten,  denn das dafür vorgesehene Budget wurde von  300 Mio. Euro im Vorjahr auf nur noch  20 Mio. Euro radikal gekürzt.

Ökonom: Kein Grund, Kurzarbeit aufzumachen

Arbeitsmarktexperte Helmut Hofer vom Institut für Höhere Studien (IHS) hält die Budgetkürzung für gerechtfertigt. „Es ist derzeit weder aus makroökonomischen noch aus Arbeitsmarktgründen nötig, die Kurzarbeit wieder groß aufzumachen“, sagt Hofer zum KURIER. Es sei auch nicht Aufgabe des Staates, die Auslastungsprobleme der Betriebe zu lösen. Angesichts des Fachkräftemangels, der auch in den nächsten Jahren anhalten werde, sollten  gerade die Industriebetriebe danach trachten, ihr Personal  in Krisenzeiten zu halten. „Wenn die Konjunktur wieder anzieht, werden sie es dringend brauchen“. 

87.000 offene Stellen 

Die Personalnachfrage ist zwar gegenüber dem Vorjahresmonat deutlich gesunken, mit aktuell 87.000  beim AMS gemeldeten offenen Stellen aber immer noch hoch. Der ÖVP-Wirtschaftsbund erfasst in seinem Stellenmonitor alle Jobportale und verzeichnete im Jänner 165.129 offene Stellen. Einen – statistischen Überhang – gibt es bei den  Lehrstellen. Ende Jänner gab es 7.000 Lehrstellensuchende und mehr als  8.000 sofort verfügbare Lehrstellen.

Rang 11 im EU-Vergleich

Mit einer saisonbereinigten Arbeitslosenquote laut Eurostat von 4,9 Prozent (November) liegt Österreich im EU-Vergleich auf Rang 11. Den niedrigsten Wert verzeichnen Tschechien mit 2,4 Prozent, Malta mit 2,5 Prozent und Polen mit 2,8 Prozent. Deutschland liegt auf Rang 4 mit 3,1 Prozent. Der EU-Durchschnitt liegt bei 5,9 Prozent. Am höchsten ist die Arbeitslosigkeit in Spanien (11,9 Prozent) und Griechenland (9,4 Prozent). Besser schneidet Österreich bei der Jugendarbeitslosigkeit ab. Eine Quote von 9,7 Prozent bedeutet Rang 5 hinter Deutschland, Tschechien, Malta und die Niederlande. 

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