Keine iPhones, Mercedes und BMW mehr für Russland

Keine iPhones, Mercedes und BMW mehr für Russland
Immer mehr westliche Unternehmen fahren ihr Russland-Geschäft herunter.

Keine iPhones mehr für Russland, keine Autos von Mercedes und BMW und auch kein Playmobil: Immer mehr Unternehmen setzen ein Zeichen gegen den Krieg in der Ukraine. Sie stoppen ihr Russland-Geschäft oder schränken es ein. Je tiefer russische Truppen in das Nachbarland eindringen, desto deutlicher zeichnet sich ein Rückzug internationaler Firmen aus Russland ab.

"Wir verurteilen die Aggressionen gegenüber der Ukraine und verfolgen mit großer Besorgnis und Betroffenheit die Entwicklungen", teilte etwa BMW mit.

Auch Mitbewerber Mercedes zieht die Reißleine und "wird bis auf Weiteres den Export von Pkw und Vans nach Russland sowie die lokale Fertigung in Russland einstellen", teilte der Konzern mit. Mercedes hatte vor knapp drei Jahren sein erstes Pkw-Werk unweit von Moskau eingeweiht - damals noch in Anwesenheit des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Die für mehr als 250 Millionen Euro gebaute Produktionsstätte bietet mehr als 1.000 Arbeitsplätze.

Der weltgrößte Lastwagenbauer Daimler Truck hat seine Aktivitäten in Russland inklusive der Kooperation mit dem Panzerwagen-Hersteller Kamaz ebenfalls vorerst eingestellt.

Der Chef der deutsch-russischen Auslandshandelskammer, Matthias Schepp, meint: "Auch für erfahrene und krisenerprobte Manager ist der Angriff auf die Ukraine ein Schock." Die Ökonomin Lisandra Flach vermutet, dass die größte Desinvestition in so kurzer Zeit zu beobachten ist. Wird die Weltkarte des Handels gerade neu gezeichnet?

Der Krieg von Russlands Präsident Wladimir Putin setzt aus Sicht des Ost-Ausschusses der deutschen Wirtschaft jedenfalls die deutsch-russischen Wirtschaftsbeziehungen aufs Spiel. "Je schneller die russische Regierung diesen Krieg stoppt, desto mehr ist von diesen Beziehungen noch zu retten."

Sanktionen

Täglich ziehen neue Unternehmen den Russland-Stecker, allein schon wegen der Sanktionen. Im Energiebereich dürfen bestimmte Güter nicht nach Russland gelangen. Auch in anderen Bereichen gibt es Beschränkungen, etwa für Flugzeugteile und Mikrochips.

Und einige russische Banken sind vom Zahlungsverkehr im Swift-System ausgeschlossen. Der Handel mit dem Land werde komplett zum Erliegen kommen, meint Uwe Fröhlich, der Co-Chef der DZ Bank. "Denn es gibt faktisch keine Zahlungswege mehr, die zur Verfügung stehen."

Immer mehr Unternehmen stellen Stoppschilder für ihr Russland-Geschäft oder Teile davon auf: Logistiker wie Kühne + Nagel und DHL, kommunale Unternehmen wie die Messe Düsseldorf, die Containerreedereien Maersk und MSC. Auch die Deutsche Bahn-Logistiktochter DB Schenker stellt ihre Sendungen nach Russland vorerst ein.

Siemens streicht sein Neugeschäft in Russland und stoppt internationale Lieferungen in das Land. MAN liefert keine Lastwagen und Ersatzteile mehr. In deutschen Supermarktregalen stehen immer weniger Produkte aus Russland. Aldi listete selbst russischen Wodka aus. Der schwedische Moderiese H&M stellt angesichts des Ukraine-Kriegs bis auf Weiteres seinen Verkaufsbetrieb in Russland ein.

Gründe für den Rückzug

"Einerseits haben Unternehmen ihr Image im Blick und müssen das Geschäft mit Russland neu bewerten", sagt die Außenwirtschaftsexpertin des Ifo-Instituts, Lisandra Flach. "Andererseits gehen viele Unternehmen davon aus, dass Russland in Zukunft kein attraktiver Markt sein wird."

So ziehen auch US-Konzerne den Stecker: Apple verkauft seine Handys, Tablets und anderen Produkte vorerst nicht mehr in Russland. Auch der Bezahldienst Apple Pay und andere Dienste sind eingeschränkt. Apps der russischen Staatsmedien RT und Sputnik sind in den App Stores außerhalb Russlands nicht mehr verfügbar. Der Autobauer Ford kehrt Russland den Rücken - nachdem die Präsenz in den vergangenen Jahren bereits deutlich reduziert worden war.

Kremlsprecher Dmitri Peskow spricht von einem Schlag gegen die russische Wirtschaft, betont aber: "Sie wird auf den Beinen stehen bleiben." Moskau verweist immer wieder auf die hohen Rücklagen, die die ganze Krise auffangen sollen. Auch auf eine höhere Arbeitslosigkeit sei der Kreml vorbereitet.

Die Menschen in Russland bekommen die Krise zu spüren. Die Preise steigen. "In den Supermärkten werden Etiketten neu geklebt, weil sich Waren massiv verteuern", sagt der Chef der Deutsch-Russischen Auslandshandelskammer, Matthias Schepp. "Und viele Russen kaufen auch noch rasch Technik ein, bevor die Preise steigen und der Kursverlust des Rubels noch größer wird."

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