"Wir lassen uns von den Amerikanern alles gefallen"

Uncle Sam
Ab dem Jahr 2017 tauscht auch Österreich Kontodaten mit fast 100 Ländern aus. Experten erwarten Abschreckungseffekt.

Die Aufdeckung der sogenannten "Panama Papers" sorgt auch in der österreichischen Anwaltschaft für heftige Diskussionen. "Man darf nicht alle in eine Topf werfen, aber die überwiegende Mehrheit hat wahrscheinlich ein illegitimes Interesse, indem sie Briefkastenfirmen gründen", sagt Christian Hoenig von der Wiener Wirtschaftsanwaltskanzlei Wolf Theiss. Bei der Bekämpfung von Steuerhinterziehung kochen die USA aber ihre eigene Suppe. Sie zwingen andere Staaten bzw. Banken auf Basis des Außensteuergesetzes Facta, Kontodaten von US-Bürgern automatisch zu melden. Von den USA gibt es im Gegenzug aber kaum Informationen.

Aber ab 2017 werden fast 100 Staaten unter dem Dach der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) detaillierte Kontoinformationen austauschen; Österreich ist auch darunter. Nur die USA sind nicht an Bord, obwohl in einigen US-Bundesstaaten Steueroasen existieren. Ausländische Unternehmen können unter anderem in Delaware Briefkastenfirmen gründen. Betreiben diese keine operativen Geschäfte in den USA , zahlen sie auch keine Steuern. "Wir lassen uns von den Amerikaners alles gefallen", sagt Anwalt Niklas Schmidt. Indes rechnet die OECD damit, fügt Schmidt hinzu, dass mit Beginn des Datenaustausches im Jahr 2017 "ein enormer Abschreckungseffekt eintritt und viele Steuerpflichtige sich nicht mehr trauen zu schummeln". Dass die heimischen Finanzbehörden die dabei anfallenden Datenmengen bewältigen können, bezweifeln die Anwälte von Wolf Theiss. Es fehlen dafür die Ressourcen.

Netz wird dichter

Das Netz der Finanz ist schon jetzt relativ dicht. "Die Finanzbehörden sind über die OECD besser organisiert als die Strafverfolgungsbehörden", weiß Anwalt Clemens Trauttenberg, der Strafrechtler von Wolf Theiss. Auch in der Schweiz müssen Neukunden bei einer Kontoeröffnung 15 bis 20 Seiten lange Formulare ausfüllen. "In Europa gibt es über ein österreichisches Bankkonto keine Steuerhinterziehung mehr", sagt Schmidt. Was macht man aber mit Ländern wie Panama? Anwalt Hoenig: "Das Wichtigste ist, dass diese Länder zur Transparenz gezwungen werden."

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