Übersättigung
Dafür gebe es mehrere Gründe: Erstens hätten einfache Gebrauchsgegenstände wie Vorratsbehältnisse heute wirklich jeder zu Hause und es gebe genügend günstigere Alternativen im Handel. Zweitens habe Plastikgeschirr seit längerem ein Imageproblem vor allem bei den Jungen.
Drittens hätten die Kontaktbeschränkungen während der Corona-Pandemie das Geschäft extrem geschwächt. Das habe nicht nur Tupperware gespürt, so Krasser, sondern der gesamte Direktvertrieb über den Partyverkauf wie etwa auch Schmuck- oder Dessouspartys. Alternative Video-Partys via Zoom oder Teams konnten das Vor-Ort-Geschäft bei Weitem nicht ersetzten.
Etwas besser erging es dem deutschen Thermomix-Konzern Vorwerk, dem größten Direktvertriebsunternehmen Europas. Weil viele Menschen im Homeoffice waren, erlebte das Kochen zu Hause einen Aufschwung. Weil der Hype um die multifunktionale Küchenmaschine aber mittlerweile verflogen ist, muss sich das Familienunternehmen neu orientieren – und zwar mit einem Saugroboter für die professionelle Gebäudereinigung.
Wie Business Insider berichtet, stieg Vorwerk beim Start-up Nexaro ein, dessen Saugroboter mit KI-unterstützter Technik selbstständig große Flächen reinigen kann. Die ersten Roboter sollen im Juni ausgeliefert werden. Der Verkauf soll aber nicht über den Direktvertrieb, sondern über den Großhandel laufen.
Während persönlicher Verkauf über Partyvertrieb oder Heimvorführungen stark unter Druck stehe, wachse der Direktvertrieb mittels Empfehlungsmarketing nach wie vor, weiß Krasser, der selbst beim größten Anbieter Amway tätig ist. Beim Network-Marketing fließen Provisionen nicht nur für den Verkauf der Produkte, sondern auch für den Aufbau und die Betreuung eines Kundennetzwerkes.
Drei Viertel des Branchenumsatzes im heimischen Direktvertrieb entfällt laut Krasser auf die Bereiche Nahrungsergänzung, Gesundheit und Schönheit. Vertrieben werden etwa Vitamine, Säfte, Hautcremes, Schlankheits- oder leistungssteigernde Mittel. Internationale Anbieter wie die Kosmetikkonzerne Younique, Forever Living oder PM International tummeln sich auf Social Media-Plattformen wie Facebook oder Instagram und werben dort zum Teil mit Influencern um junge Kundschaft und weitere Vertriebspartner.
Schneeballartige Systeme
Zum Teil mit unrealistischen Versprechen und fragwürdigen Methoden, warnen Konsumentenschützer vor schneeballartigen Systemen. Mit der steirischen Ringana mischt im Bereich Kosmetik und Nahrungsergänzung auch ein heimisches Unternehmen mit. Am „Ringana Campus A1“ sind rund 400 Mitarbeiter beschäftigt. Aktuell haben rund 19.000 Personen einen Gewerbeschein für den Direktvertrieb in Österreich, um 2.500 mehr als 2019. 95 Prozent davon arbeiten nebenberuflich in Teilzeit.
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