Ansturm auf Härtefallfonds: 200.000 Zugriffe bringen WKÖ-Server ans Limit

Die WKÖ verhandelt mit der Gewerkschaft über Kurzarbeit
Kleinstunternehmer stürmen Soforthilfe: 5.000 Anträge schon in Stunde eins. Wirtschaftskammer bittet, nächsten Tage zu nutzen.

Gewaltiger Ansturm auf den Härtefallfonds: Am Freitag konnten ab 17 Uhr betroffene Ein-Personen- und Kleinstunternehmer Anträge auf Soforthilfe aus dem mit einer Milliarde Euro dotierten Notfallfonds stellen.

Viele mussten sich freilich dabei gedulden: Laut Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), welche die Anträge bearbeitet, waren die Server zeitweise mit 200.000 gleichzeitigen Zugriffen überlastet. Obwohl die Kapazitäten extra dafür aufgestockt worden waren, gingen die Rechner unter diesem Ansturm kurzzeitig in die Knie.

5.000 in einer Stunde

Allerdings gab es durchaus Unternehmer, die auch Erfolg hatten: Innerhalb der ersten Stunde waren bereits 5.000 Anträge gestellt. Die ersten davon seien auch schon erledigt worden, hieß es. Die WKÖ rief allerdings dazu auf, auch die nächsten Tage für die Anträge zu nutzen. Es sei genug Geld da, Anträge können sogar bis Dezember, bis Ende des Jahres, gestellt werden.

Laut einer Sprecherin sind zudem 500 geschulte Mitarbeiter der Kammer - vornehmlich Juristen und Berater - auch am Wochenende im Einsatz, um die Anträge zu bearbeiten. Schon kommende Woche sollen die ersten Hilfsbeträge ausbezahlt werden. Als Soforthilfe werden bis zu 1.000 Euro ausgezahlt, über drei Monate verteilt können es bis zu 6.000 Euro werden.

Für Verunsicherung sorgte offenbar bei vielen der Passus drei in der „Eidesstattlichen Erklärung“, wo der Antragsteller erklären muss, keine anderen Förderungen von Gebietskörperschaften in Anspruch zu nehmen: Viele befürchten, dann nichts mehr aus dem Nothilfefonds im Bundesministerium zu bekommen. Laut WKÖ sind diese Sorgen unbegründet: Man könne sich die Soforthilfe anrechnen lassen.

Ansturm auf Härtefallfonds: 200.000 Zugriffe bringen WKÖ-Server ans Limit

Manuela Fross, mela haare & make up

"Für mich nicht so wenig"

"Server unavailable": Eine derjenigen, die kurz nach 17 Uhr diese Meldung erhielt, ist Manuela Fross, Betreiberin des Salons "Mela Haare & Make-up" in Wien-Meidling: "Bei mir geht die Antragsseite gerade nicht auf, wahrscheinlich ist sie überlastet", schildert sie dem KURIER.

Die gelernte Friseurin, Kosmetikerin und Visagistin hat ihr Geschäft in der Pohlgasse erst im September 2019 eröffnet. Gerade jetzt, wo das Geschäft - speziell vor Ostern - so richtig angelaufen wäre, trifft sie die Sperre wegen des Coronavirus hart.

Wahrscheinlich 500 Euro

Fross hätte sich ausgerechnet, dass sie 500 Euro aus dem Härtefall-Fonds erhalten müsste. "Für andere Unternehmer wäre das ein Tropfen auf dem heißen Stein, für mich ist es nicht so wenig." Denn verdient habe sie seit der Lokal-Gründung de facto noch nichts: "Es waren aber zumindest immer die Kosten gedeckt. Miete, Strom, Gas - das ist sich immer ausgegangen."

Ausfälle hat sie momentan auch mit einem zweiten Standbein. Sie arbeitete zuletzt auf Honorarbasis als Maskenbildnerin für das Wiener Mozartorchester. Diese Aufträge fallen mangels Auftritten jetzt auch flach.

Bangen wegen Umgründung

Eigentlich sollte Fross somit genau eine jener Unternehmerinnen sein, für die der Härtefallfonds gedacht ist. Etwas verunsichert ist sie dennoch: Sie war zwar schon seit 2017 selbstständig gemeldet. Im Juli 2019 hat sie den Dienstleistungs-Gewerbeschein für den Friseurbetrieb gelöst, erst seit Jänner 2020 firmiert sie aber als Kleinunternehmerin mit "voller" Sozialversicherungspflicht. Sie hofft, dadurch nicht unter die Ausschlussregel für Unternehmen zu fallen, die nach 31. Dezember 2019 gegründet wurden.

Miete ausgesetzt

Bis 17.20 Uhr waren ihre Internetversuche noch nicht von Erfolg gekrönt. "Ich probiere es einfach später, einreichen möchte ich schon", sagt Fross.

In einem Punkt hat sie positive Erfahrungen gemacht: Ihre Mietkosten sind ausgesetzt, solange die angeordnete Geschäftsschließung dauert. Sie hatte dafür das WKÖ-Formular verwendet, das auf die Rechtslage hinweist. Der Vermieter war sofort mit der Lösung einverstanden: "Das hat gut funktioniert."

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