Anleihen-Rallye: "Alles prügelt sich darum, den USA Geld zu borgen"

Fade Fed: US-Notenbankchefin Janet Yellen hält Kurs – spannend ist nur, wann die Zinswende kommt.
Expertin: 30 Jahre Anleihen-Boom nähern sich Ende – schwierigere Zeiten für Vermögensverwalter.

Damit hätte niemand gerechnet: Die Kurse von US-Staatsanleihen sind 2014 noch einmal gestiegen. Und das, obwohl die US-Notenbank Fed ihre Ankäufe von Wertpapieren sukzessive zurückfährt. Gibt es weniger Nachfrage nach den Papieren, müsste deren Preis eigentlich fallen – und die Rendite (quasi Verzinsung) im Gegenzug steigen.

"Niemand hat erwartet, dass der Markt die fallende staatliche Nachfrage überkompensiert", sagt Monika Rosen-Philipp, Chefanalystin im Private Banking der Bank Austria. In Europa verhalf die lockere EZB-Politik den Rentenmärkten (Anleihen) ebenfalls zu einer Rallye. Langsam sei das Potenzial der festverzinslichen Papiere aber ausgeschöpft. Die Expertin rechnet in den nächsten Wochen mit einer Gegenbewegung. Früher oder später wird der Anleihenboom, der schon 30 Jahre andauert, zu Ende gehen müssen. Bei den Renditen scheint der Boden erreicht: Die Zinsen für US-Schulden sind auf knapp über 2 Prozent gefallen – ausgehend von 16 Prozent im Jahr 1982 (Grafik). Damals kämpfte Fed-Chef Paul Volcker mit extrem hohen Leitzinsen gegen zweistellige Teuerungsraten. Mit Erfolg.

US-Sonderbonus

Anleihen-Rallye: "Alles prügelt sich darum, den USA Geld zu borgen"
Seither ist das Zinsniveau stetig gefallen, die Anleihenkurse sind gestiegen. Obendrein hätten die USA einen "unfairen Vorteil", sagt Rosen-Philipp: Der Dollar als Leitwährung und der weltgrößte Anleihenmarkt wirken wie eine gewaltige Subvention. Dadurch hatten die Investoren nicht einmal nach der Lehman-Pleite, dem Verlust des Triple-A oder beim Streit über das Schuldenlimit je ernsthaft Zweifel, ob die USA ihre Kredite zurückzahlen. Im Gegenteil: "Die Welt prügelt sich darum, den USA Geld zu borgen", sagt Rosen-Philipp. Die Amerikaner seien deshalb noch nicht zum Sparen gezwungen gewesen – im Gegensatz zu den Europäern. Aus rein ökonomischer Sicht wäre das ein starkes Argument für Eurobonds, also die gemeinsame Schuldenaufnahme: Dieser Anleihenmarkt könnte jenem der USA Paroli bieten; die Eurozone hätte ähnliche Vorteile.

Sollte der globale Anleihenboom zu Ende gehen, wäre das eine epochale Wende. Auf die Vermögensverwalter kämen heiklere Zeiten zu: Staatsanleihen galten stets als das sichere Rückgrat in jedem Wertpapierkorb.

Fed hält Kurs

Der sagenhaften Aktienentwicklung traut Rosen-Philipp trotz guter Unternehmensgewinne nicht mehr restlos: Der Börseboom laufe schon seit März 2009 – die Handelsvolumina sinken allmählich.

Aus diesem Grund hat zum Beispiel die Bank Austria in ihrem Portfolio das Risiko reduziert: Aktien bleiben übergewichtet, wurden aber leicht zurückgenommen. Hochzinsanleihen wurden verkauft. Stattdessen halten die Investmentprofis mehr Cash in der Hand, bis sich die Markttendenzen klarer abzeichnen. Von der US-Notenbank sind kaum Überraschungen zu erwarten: Fed-Chefin Janet Yellen wird die monatlichen Anleihenkäufe wohl von 45 auf 35 Milliarden Dollar herabsetzen. Die Wende zu höheren Zinsen könnte sie im Frühling 2015 einläuten.

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