"Anleger sind sehr verunsichert"

Die schlechte Stimmung an den Finanzmärkten und höhere Steuern machen den Anbietern zu schaffen. Einige könnten vor dem Aus stehen.

Mehr als zwei Drittel der 1614 heimischen Investmentfonds haben in den vergangenen zwölf Monaten Kursverluste erlitten. Insgesamt ging das in allen Fonds investierte Volumen seit Jänner bis Ende September um 8,9 Milliarden Euro auf 136,4 Milliarden Euro zurück. Damit ist dieses Jahr das für die Fondsbranche zweitschlechteste aller Zeiten. Nur 2008 ging es noch deutlicher bergab.
"Die Verunsicherung der Anleger hat stark zugenommen und die Risikoaversion steigt", sagte Dietmar Rupar, Generalsekretär der Vereinigung Österreichischer Investmentgesellschaften (VÖIG) bei den diesjährigen Fondstagen in Pöllau in der Steiermark. Auch Alexander Zeh vom Meinungsforschungsinstitut GfK Austria sieht eine "extreme Unsicherheit in der Bevölkerung". Das Vertrauen in Banken sei nicht befriedigend, die Zinsen aus Sicht der Anleger lächerlich niedrig, stellte er in seinem Vortrag fest. "Was soll ich mit meinem Geld machen?", sei eine derzeit häufig gestellte Frage.

Aufklärung

"Natürlich hat es der Vertrieb zurzeit sehr schwer", sagte VÖIG-Präsident Heinz Bednar. "Wir müssen wieder aus dem Eck der Spekulanten raus." Dazu zähle auch die Information der Anleger, welche Funktion Anleihen und Aktien eigentlich hätten. "Wir brauchen mündige Kunden", betonte auch Arndt Hallmann, Direktor der Raiffeisenlandesbank Steiermark. Er wies wie auch andere Branchenvertreter auf die zunehmende Konkurrenz durch Zertifikate, aber auch Lebensversicherungen hin.

Nachteilig wird sich laut den VÖIG-Vertretern auch eine künftige Finanztransaktionssteuer auswirken. "Die Komplexität der Besteuerung wird aufgrund der heimischen Wertpapier-Steuer ein Wahnsinn. Zudem kommt es zu einer mehrfachen Besteuerung." Privatkunden sollten von der Finanztransaktionssteuer ausgenommen werden, fordert der VÖIG. Schwer zu kämpfen hat die Branche auch mit den immer umfassenderen Regulierungen. "Es ist im Interesse des Kunden, aber es hält uns auf Trap", sagte Bednar. "Der regulatorische Tsunami wird weitergehen", kündigte Andrea Mörtl, Juristin bei der Finanzmarktaufsicht (FMA) an. RLB Steiermark-Chef Hallmann übte in dem Zusammenhang Kritik an der FMA. "Es wird immer gleich bestraft. Das führt zu einer Verunsicherung und der Frage,warum man das Geschäft noch macht." In der Tat könnten all die genannten Schwierigkeiten laut Branchenvertretern dazu führen, dass einige, vor allem kleinere Anbieter ihren juristischen Sitz ins Ausland verlagern oder sogar gänzlich verschwinden könnten.

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