Anleger reagieren euphorisch auf ersten Frankreich-Wahlgang
Der Albtraum von Groß- und Kleinanlegern: Zwei Europagegner in der Stichwahl um das Amt des französischen Präsidenten – mit einem möglichen "Frexit", einem EU-Auszug der Franzosen, als Konsequenz? Dieses Albdrücken war am Montag wie weggeblasen. Auf einen möglichen Wahlsieger Emmanuel Macron reagierten die Investoren geradezu euphorisch.
An der Pariser Börse schossen die Aktienkurse um durchschnittlich 4,5 Prozent hoch. Der Frankfurter Leitindex zog auf ein Allzeithoch von mehr als 12.400 Punkten an. Da wie dort legten vor allem Banktitel Kurssprünge von acht bis zehn Prozent hin. An der Wiener Börse gewann die RBI-Aktie mehr als sieben Prozent. In der Börsenwelt gelten Banken als jene Unternehmen, die von politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen besonders abhängig sind.
Im Gegenzug verloren Veranlagungsziele an Attraktivität und damit an Wert, die als sichere Häfen gelten. Dazu zählen Gold, der Schweizer Franken oder sichere Papiere wie deutsche Bundesanleihen.
Kann eine derartige Entwicklung nachhaltig sein? Mit einem europafreundlichen Präsidenten, der Reformen angehen will, verbessern sich zwar die Wirtschaftsaussichten der Grande Nation. Zuerst muss er allerdings die Stichwahl gewinnen. Zudem stehen in Frankreich im Juni auch noch Parlamentswahlen an, geben Experten zu bedenken.
Erwartungen
Letztlich haben politische Börsen aber kurze Beine, wie ein Sprichwort besagt. An den Börsen werden Erwartungen gehandelt, ob und wie viel Unternehmen verdienen können. Diese Aussichten sind in den vergangenen Monaten zunehmend besser geworden. Das zeigt auch der am Montag veröffentlichte Ifo-Index. Diese Umfrage des Münchner Ifo-Instituts unter 7000 Führungskräften im April zeigt: Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft ist so gut wie seit fast sechs Jahren nicht mehr. Da ist die Frankreich-Wahl noch gar nicht berücksichtigt.
Der Optimismus sollte aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass etliche Risiken lauern: Dazu zählen Experten etwa eine mögliche Abschottungspolitik durch US-Präsident Donald Trump. Oder geopolitische Krisenherde wie Nordkorea. Dazu kommt, dass in der Vergangenheit für viele Börsenjahre gegolten hat: In den Sommermonaten herrschte Flaute, was die Kursentwicklung betrifft.
Die Europäische Zentralbank wird wohl kaum für ein Börsen-Störfeuer sorgen. Bei der nächsten geldpolitischen Sitzung am Donnerstag werden keine weltbewegenden Beschlüsse erwartet. Auch, weil es in Frankreich noch spannend bleibt.
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