Anleger flüchten aus Spanien

Anleger flüchten aus Spanien
Die Angst, dass auch Spanien Geld vom Euro-Rettungsschirm braucht, wächst. Börsen und Anleihekurse stürzen ab. Auch Athen hat neue Sorgen.

In der spanischen Hauptstadt Madrid reißen die Proteste gegen das harte Sparprogramm nicht ab: Tausende Arbeitslose und Menschen, die mit ihren Mini-Löhnen kaum noch über die Runden kommen, demonstrieren seit Tagen auf den Straßen im Zentrum der Stadt.

Ihre Lage dürfte sich allerdings weiter verschärfen: Denn das Sparpaket der Regierung ist noch gar nicht in Kraft und am Montag meldete die zweite der insgesamt 17 autonomen Provinzen Spaniens einen dringenden Kapitalbedarf bei der Zentralregierung an. Murcia im Südosten des Landes braucht spätestens im September 200 bis 300 Millionen Euro, um Beamte zahlen und seine Rechnungen begleichen zu können. Erst am Freitag hatte die Provinz Valencia Finanzhilfe beantragt.

Die Zentralregierung hat für die Provinzen einen Liquiditätsfonds bereitgestellt, der mit 18 Milliarden Euro gefüllt ist. Internationale Anleger bezweifeln, dass das reicht, und befürchten, dass ganz Spanien in finanzielle Notlage gerät und den Euro-Rettungsschirm um Hilfe bitten muss.

Absturz

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Die Investoren haben daher am Montag massenhaft spanische Staatsanleihen verkauft. Deren Kurs brach ein, die Renditen (Zinsen in Prozent des Anleihekurses) sprangen auf einen historischen Höchststand von 7,51 Prozent. Dieses Niveau kann sich Spanien nicht lange leisten. Der Kurssturz der Anleihen zog auch die Börsen nach unten. Der Leitindex des Madrider Aktienmarktes verlor bis 14:15 Uhr drei Prozent. Der Kurs des Euro sackte auf 1,21 Dollar ab. Die Angst um Spanien zog auch die anderen europäischen Börsen in die Tiefe.

Die Aussichten, dass sich an der düsteren Stimmung der Investoren bald etwas ändert, sind schlecht. Denn laut der spanischen Zeitung El Pais brauchen weitere vier Regionen – darunter die am höchsten verschuldete Provinz Spaniens, Katalonien – dringend Geld vom Staat. 140 Milliarden Euro an Schulden sollen die 17 Provinzen angesammelt haben, 36 Milliarden Euro davon müssen sie noch heuer finanzieren. Die Schulden sind eine Folge von Bauboom und Großmannssucht. Mit Beginn der Finanzkrise 2008 brach die Nachfrage und damit der Geldzufluss für diese Projekte ein. Regionalbanken stehen vor der Pleite und damit auch die Provinzen.

Unterdessen setzt sich die negative Entwicklung der spanischen Wirtschaft weiter fort. Zum zweiten Mal seit 2009 steckt das Land in einer Rezession: Laut der Bank von Spanien ist das Bruttoinlandsprodukt im zweiten Quartal 2012 um 0,4 Prozent geschrumpft, im ersten um 0,3 Prozent. Die Zentralbank erwartet für das Gesamtjahr ein Minus von 1,5 Prozent.

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