Anlageskandal Ertrag & Sicherheit: Schaden soll rund 220 Millionen Euro betragen

Prozessfinanzierer AdvoFin finanziert eine Anleger-Klagewelle gegen die Liechtensteiner Haftpflichtversicherung der Vermögensberater.

Der Grazer Vermögensberater Ertrag & Sicherheit (E&S) hat seinen Kunden zahlreiche schlaflose Nächte bereitet. Aus tollen Renditen mit Veranlagungen in Gold und in Krankenhausprojekte im arabischen Raum wurde ein Albtraum. Die vermittelten Goldveranlagungen bei der deutschen EVVE entpuppten sich als "Katzengold", sprich als Betrug, und die Shetlin-Fondsgelder versandeten in Dubai. Schließlich musste Ertrag & Sicherheit am Landesgericht Graz Insolvenz anmelden. Nur 22 Millionen Euro Schaden haben frustrierte Anleger bisher angemeldet.

"Das Gesamtvolumen dürfte beim Zehnfachen, bei 220 Millionen Euro, liegen", sagt Masseverwalter Georg Muhri zum KURIER. Für die Geschädigten ist aus dem Insolvenztopf wenig zu holen. Denn: Die Deckung des Vermögensschadens aus dem Goldbetrug und den dubiosen Shetlin-Fonds lehnte die Haftpflichtversicherung der Grazer bisher ab.

Jetzt wird der Druck erhöht. Mit dem Segen des Masseverwalters wird der Wiener Anwalt Sven Thorstensen die Versicherung nun auf Zahlung der Anlageschäden klagen. Denn: Nicht nur E&S, sondern zumindest 181 gewerbliche Vermögensberater, die für die Grazer gearbeitet haben, sind bei derselben Liechtensteiner Assekuranz versichert.

Prozessfinanzierer

Die soll nun in die Pflicht genommen werden. "Wir finanzieren für die geschädigten Kunden von Ertrag & Sicherheit eine Klagewelle gegen die Haftpflichtversicherung", sagt Franz Kallinger, Chef des Wiener Prozessfinanzierers AdvoFin. "Jeder gewerbliche Vermögensberater, der für Grazer tätig war, musste eine Haftpflichtversicherung vorweisen. Die Deckungssumme beträgt bis zu 1,667 Millionen Euro pro Berater." Nachsatz: "Wir gehen davon aus, dass wir mithilfe der Gerichte auf diese Deckungssummen zugreifen können."

Indes ermittelt die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft mittlerweile gegen 15 Personen. Der Verdacht: schwerer Betrug. Die Höhe des Schadens ist noch nicht geklärt. "Wir gehen von einem mehrstelligen Millionenbetrag aus", bestätigt Oberstaatsanwalt René Ruprecht dem KURIER. Die früheren Macher von Ertrag & Sicherheit bestreiten alle Vorwürfe.

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