Andritz schließt drei Werke in Deutschland

Andritz-Chef Wolfgang Leitner
Österreichischer Anlagenbauer Andritz strafft Tochter-Konzern Schuler, 450 Mitarbeiter sind betroffen.

Der österreichische Anlagenbauer Andritz AG, der im Wiener Börsenindex ATX notiert, räumt bei seinem Tochter-Konzern Schuler mit Sitz in Göppingen gründlich auf. Was in der Ad-Hoc-Meldung als "Optimierung der Wertschöpfungskette bis Ende 2017" bei Schuler bezeichnet wird, bedeutet tatsächlich die Schließung von drei der sieben deutschen Werke. Schuler konsolidiere die Vielzahl von deutschen Produktionsstandorten und konzentriere die Neumaschinenfertigung in Erfurt und Göppingen, heißt es dazu in einer Stellungnahme. "Die Produktionsschließungen in Netphen, Waghäusel und Weingarten betreffen rund 450 Mitarbeiter."

„Wir konsolidieren die hohe Anzahl an Produktionsstandorten in Deutschland, die durch viele Akquisitionen der Vergangenheit entstanden sind. Damit schaffen wir effizientere Produktionsstrukturen, um im verschärften internationalen Wettbewerb weiter erfolgreich zu sein“, erklärte Vorstandsvorsitzender Stefan Klebert am Mittwoch nach einer Aufsichtsratssitzung der Schuler AG in Göppingen. "Der Pressenhersteller baute in den vergangenen Jahren seine Produktionsaktivitäten in Auslandsmärkten stark aus, um den Absatzmärkten zu folgen."

Zudem ändert sich der Kapazitätsbedarf zunehmend durch einen anderen Produktmix. Schuler habe erfolgreich neue Marktsegmente wie Anlagen für die Herstellung von Großrohren oder von Hochgeschwindigkeits-Eisenbahnrädern erschlossen. Bei diesen Aufträgen sei der Maschinenbauer Systemlieferant und kaufe verstärkt Anlagenkomponenten zu, was den Eigenfertigungsanteil vermindert, so der Schuler-Konzern.

Konzentration auf Göppingen und Erfurt

Das Produktionskonzept sieht für Deutschland vor, in Göppingen alle Pressen zu bauen, die im Werk komplett aufgebaut und in Betrieb genommen werden können. "An diesem Standort errichtet das Unternehmen derzeit für 40 Millionen Euro ein Technologie- und Entwicklungszentrum sowie ein Versuchszentrum für den automobilen Leichtbau. Der Standort im thüringischen Erfurt wird alleinige deutsche Fertigungsstätte für Großpressen", heißt es weiter. Dort investierte der Pressenhersteller in den vergangenen Jahren einen zweistelligen Millionenbetrag in moderne Fertigungsanlagen.

„Das ist ein deutliches Signal, dass Deutschland bei aller Globalisierung unser Hightech-Tech-Standort und unsere Heimatbasis bleiben wird“, erklärte Schuler-Vorstandschef Klebert. Im Gegenzug wird die Fertigung von Pressen und Neumaschinen-Komponenten an den Standorten Netphen bis Ende 2016 geschlossen, in Waghäusel bis Ende 2017 und auch in Weingarten bis Ende 2017. An allen drei Standorten bleiben die Außenmontage, Inbetriebnahme und das Service erhalten und auch die Engineering-Aktivitäten werden fortgeführt.

450 Jobs wackeln

"Die geplanten Veränderungen betreffen mittelfristig rund 450 Arbeitsplätze in Deutschland", heißt es in der Mitteilung weiter. "Schuler wird versuchen, diese Maßnahmen soweit wie möglich sozialverträglich umzusetzen.Teilweise kann das durch Wechsel in andere Bereiche oder an andere Konzernstandorte, Bevorzugung bei internen Stellenausschreibungen, Altersteilzeit oder freiwillige Aufhebungsvereinbarungen erfolgen.

Konsolidierung kostet 55 Mio. Euro

Das Unternehmen veranschlagt für die Konsolidierung der Produktionsstruktur in Deutschland Aufwendungen in Höhe von rund 55 Millionen Euro, die im Wesentlichen im Geschäftsjahr 2015 anfallen und zurückgestellt werden. Der Vorstand erwartet nach Abschluss der Maßnahmen eine Kostenreduktion von jährlich 30 bis 35 Millionen Euro.

Strategieprojekt schon 2011 gestartet

Schuler hat im Jahr 2007 das Unternehmen Müller Weingarten erworben und Anfang 2011 ein Strategie- und Wachstumsprogramm gestartet. Dieses beinhaltete neben der Ausrichtung auf Zielmärkte und Technologiefelder die Straffung der Konzernorganisation und den Abbau von Doppelstrukturen. "Dieses Strategieprojekt setzt Schuler fort, um das Unternehmen an die geänderten globalen Herausforderungen anzupassen", heißt es weiter.

Mehr als 1,18 Mrd Euro Umsatz geplant

„Insgesamt haben die Maßnahmen dazu beigetragen, dass Schuler nach schwierigen Zeiten in den Jahren 2009 bis 2010 wieder wachsen konnte und heute finanziell gesund da steht“, erklärt CEO Klebert die Lage. "Für das Geschäftsjahr 2015 erwartet Schuler einen Umsatz, der sich über dem Vorjahresniveau von fast 1,18 Milliarden Euro bewegen wird. Das operative Ergebnis vor Sondereinflüssen aus der Werkskonsolidierung soll das gute Vorjahresniveau erreichen."

Noch mehr Zahlen

Der Schuler-Konzern gehört zu rund 95 Prozent der Andritz Beteiligunggesellschaft IV GmbH, der Rest ist in Streubesitz. In 40 Ländern beschäftigt Schuler rund 5400 Mitarbeiter. Im Vorjahr betrug das Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) rund 124 Millionen Euro, das operative Ergebnis pendelte sich bei 66,9 Millionen Euro ein. Die Eigenkapitalquote betrug 28,6 Prozent.

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