Andritz navigiert mit Flexibilität durch unsichere Zeiten

Andritz-Techniker mit Schutzhelm hantiert an einer Maschine.
Der steirische Anlagenbauer war 2025 erfolgreich an der Börse. Zahlreiche neue Aufträge lassen in den kommenden Jahren auf Wachstum hoffen.

In Anbetracht internationaler Handelsstreits, eines starken Euro und neuer Hindernisse für nachhaltige Technologien hat Andritz dennoch ein erfolgreiches Jahr hinter sich. Der im ATX gelistete Anlagenbauer aus der Steiermark konnte seinen Aktienkurs seit Jänner um über 28 Prozent steigern. Das Plus ist wohl weniger den Umsätzen geschuldet – die sind gegenüber dem Vorjahr sogar gesunken – sondern einer auf hohem Niveau stabil bleibenden Marge und vollen Auftragsbüchern.

Schnelle Reaktion auf Veränderungen ist Stärke

Mit seinem „Bauchladen“ an Produkten für die Papier- und Zellstoffindustrie, für die Metallindustrie, für den Umwelttechnik- und den Wasserkraftbereich konnte Andritz international neue Aufträge an Land ziehen. In Kentucky wird etwa ein Kohlekraftwerk mit einer Rauchgasreinigungsanlage ausgestattet, in Wales wird eine Säure-Regenerationsanlage in einem Stahlwerk installiert, nach China werden mehrere Anlagen für Zellstofffabriken geliefert. Diese Projekte wirken sich nicht unmittelbar auf den Umsatz aus, versprechen für die kommenden Jahre aber steigende Einnahmen.

„Andritz hat sich 2025 sehr wacker geschlagen“, sagt Daniel Lion, Analyst der Erste Group. Als einen wichtigen Faktor für den Erfolg an der Börse sieht er die Flexibilität des Unternehmens: „Auf Marktveränderungen wird schnell reagiert. Es werden etwa Produktionskapazitäten gesenkt, um die Kostenbasis anzupassen.“ Das sei wichtig, um bei Auftragsvergaben niedrige Preise anbieten zu können und bei den Kostenführern dabei zu sein.

Große Anlagen wie diesen Synchronphasenschieber liefert Andritz in alle Welt.

Große Anlagen wie diesen Synchronphasenschieber liefert Andritz in alle Welt.

Am besten läuft es in der Wasserkraft

Die momentan am besten laufende Sparte von Andritz ist der Bereich Wasserkraft, meint Lion. „In Wasserkraft wurde jahrelang wenig investiert, weil die Energiepreise zu niedrig waren. Dann sind die Preise gestiegen und die Notwendigkeit einer stabilen, nachhaltigen Energiequelle ist vielen wieder klar geworden.“ Dadurch werden nun ältere Kraftwerke modernisiert und auch neue errichtet. „Es gibt nicht viele Hersteller, die sämtliche elektromechanischen Komponenten dafür liefern können.“ In seinen Geschäftsgebieten zählt das Unternehmen zu den großen Playern, die sich einen Großteil des Marktes aufteilen. Hier auch nur einen moderaten Preisvorteil gegenüber der Konkurrenz zu haben, zahle sich aus. „Wegen der Qualität seiner Produkte genießt Andritz einen sehr guten Ruf.“

Andritz nahm am Kaprun-Ausfall keinen Schaden

Mit dem im November bekannt gegebenen Ausfall von Verbund-Wasserkraftwerken in Kaprun ist Andritz in die Schlagzeilen geraten. Das Unternehmen wird nun unter anderem zwei defekte Generatoren reparieren, die es im nagelneuen Kraftwerk Limberg III installiert hat. Das wird mehrere Monate dauern und bis zu 60 Millionen Euro kosten. „Geholfen hat das dem Unternehmen sicher nicht, aber es sollte keinen nachhaltigen Schaden verursachen“, sagt Lion. Derartige Defekte könnten hie und da auftreten. Wichtig sei, darauf transparent und schnell zu reagieren. Das habe Andritz getan.

Seit April 2022 ist Joachim Schönbeck CEO von Andritz.

Seit April 2022 ist Joachim Schönbeck CEO von Andritz.

Kommendes Jahr kann unterschiedlich verlaufen

Ob es Andritz 2026 schaffe, sein positives Abschneiden an der Börse fortzusetzen, sei laut dem Analysten von mehreren Faktoren abhängig. Die Auftragsbücher seien zwar gut gefüllt, wie schnell Einnahmen daraus in den Umsatz einfließen, sei aber unklar. „Durch die Unsicherheit am Markt werden viele Projekte langsamer vorangetrieben.“ In den USA etwa, wo Präsident Donald Trump die Bereiche erneuerbare Energie oder Wasserstoff torpediert, drohen Projekte, auf Eis gelegt zu werden. Sollte der Umrechnungskurs von Euro zu Dollar weiter steigen, würde das Exporte erschweren. Würde es hingegen zu Frieden in der Ukraine kommen, könnte durch den Wiederaufbau von Infrastruktur „ein Turbo gezündet werden“.

Kommentare