An Börsen drohen herbe Verluste

An Börsen drohen herbe Verluste
Bei flauer Konjunktur werden viele Firmen ihre Gewinnziele nach unten revidieren müssen. Die Schuldenkrise belastet.

Der amerikanische Alu-Riese Alcoa wird von vielen quasi als Barometer verwendet. Weil Alcoa als erster großer US-Konzern die jeweiligen Quartalszahlen vorlegt, versuchen Analysten daraus abzuleiten, wie es anderen Unternehmen in der Materialwirtschaft geht. Und weil Aluminium in vielen Bereichen eingesetzt wird, gilt Alcoa als genereller Gradmesser, wie es um die Konjunktur steht.

Tiefdruckgebiet – das kann man derzeit auf dem Alcoa-Barometer ablesen. Unter dem Strich musste der Konzern einen Verlust von zwei Millionen Dollar vermelden. Ohne Sonderposten gab es zwar Gewinne. Die durch die schwächelnde Weltwirtschaft niedrigen Metallpreise setzen dem Riesen allerdings zu.

Mageres Wirtschaftswachstum oder gar Rezession in etlichen Ländern – in diesem Umfeld fällt es vielen Unternehmen zunehmend schwer, ihre Gewinne deutlich zu steigern. Stefan Klocker, Leiter der Vermögensverwaltung bei der Privatbank Semper Constantia, geht daher davon aus, dass es noch eine Reihe von Gewinnrevisionen nach unten geben wird. Das, gepaart mit den Unsicherheiten rund um die Staatsschulden-Krise, könnte im laufenden dritten Quartal für heftige Kursverluste an den Börsen sorgen. Klocker nennt ein Verlustpotenzial von 20 bis 25 Prozent. Zumindest als Drohpotenzial, denn bevor es wirklich schlimm wird, würden die Notenbanken eingreifen. So könnte die Europäische Zentralbank den Geschäftsbanken neuerlich Geld für drei Jahre borgen und so für eine Beruhigung sorgen. Die US-Notenbank Fed wiederum könnte ein drittes Programm zum Aufkauf von Staatsanleihen auflegen.

Die Semper Constantia bleibt jedenfalls vorsichtig. Sie hat bei den Veranlagungen die Aktienquote nur zu 35 bis 40 Prozent ausgeschöpft. Etwas mehr Gewicht legt Semper derzeit auf

Aktien aus Japan, da die Wirtschaft dort vom Wiederaufbau nach dem verheerenden Erdbeben (samt Tsunami) profitiert. Von den globalen Branchen empfiehlt Semper aktuell Technologie-Unternehmen und sieht auch bei Immobilien-Aktien Gewinnchancen. Grundsätzlich gilt für Klocker: Bei tieferen Kursen sollten Anleger Aktien nachkaufen, und zwar solide Titel mit guten Dividendenrenditen.

Anleger, die Bargeld parken und Stürme an den Börsen durchsitzen wollen, sollten nicht zu Bank-Anleihen greifen, rät Klocker. "Kein Bankenrisiko, dann schon lieber deutsche Bundesanleihen." Da Letztere allerdings so gut wie keinen Ertrag bringen, haben die Semper-Experten schon viele Staatsanleihen durch anderes ersetzt. Zum Teil durch Fremdwährungs-, zum Teil durch Unternehmensanleihen. Klocker rät hier, vor allem auf Papiere von multinationalen Konzernen mit soliden Bilanzen und hohen Cash-Reserven zu setzen. Zu diesen zählt er etwa Nestlé, McDonald’s oder Coca-Cola.

Und Gold? Semper-Vorstand Helmut Urban ist "persönlich kein Goldfreund". Als Krisenabsicherung der Veranlagung empfiehlt er dennoch eine Beimischung des Edelmetalls von etwa fünf Prozent.

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