Am Luxus der anderen verdienen

RNPS IMAGES OF THE YEAR 2012 - Security guards stand in front of the soon to be opened largest Louis Vuitton store in China in Shanghai, July 18, 2012. Louis Vuitton is courting China's wealthy with one-of-a-kind shoes and bags it is branding as unique works of art to reclaim its exclusive cachet in the luxury market. The French luxury brand, a unit of LVMH, is set to open its largest China store in Shanghai on Saturday, complete with a gilded spiral staircase and an invitation-only private floor where big spenders can get their hair done while dreaming up designs for custom bags. REUTERS/Aly Song (CHINA - Tags: BUSINESS)
Aktien von Luxusgüterunternehmen können auch in der Krise schöne Gewinne abwerfen.

Ihre Lieblingsbeschäftigung ist Shoppen, und zwar nicht irgendwelche Billigprodukte oder Massenware: Die neue chinesische Mittelschicht kauft Luxusgüter wie sonst niemand auf der Welt. Ihre jährlichen Durchschnittsausgaben für Luxusartikel sind acht Mal so hoch wie jene der begüterten Europäer.

Luxusgüterunternehmen wie LVMH, die Schweizer Uhrenerzeuger Swatch mit ihrer wichtigsten Luxusmarke Omega, auch der Nobeluhrenhersteller Girard-Perregaux sind denn auch begeistert vom Kaufrausch der Chinesen. Das Asien-Geschäft ist seit Jahren ihr Wachstumstreiber und steuerte die Unternehmen auch sicher durch die Wirtschaftskrise.

China gibt den Ton an

Kleinanleger, für die der Kauf von Uhren der Preisklasse ab 100.000 Schweizer Franken (81.000 Euro) nicht infrage kommt, können mit dem Kauf von Aktien der Luxuskonzerne an deren Profitwachstum mitnaschen. „Wichtig ist nur: Wer sich im Luxussegment engagieren will, muss eine positive Erwartung für die Wirtschaftsentwicklung in China haben“, betont Patrick Kolb, von der Schweizer Großbank Credit Suisse, die einen eigenen Luxusgüter-Fonds, den „Global Prestige“ aufgelegt hat. Gut sechs Prozent Rendite brache dieser in den vergangenen zwölf Monten.

Am Luxus der anderen verdienen

Die Statistik jedenfalls deute ein positives Szenario für China an: So sei davon auszugehen, dass die weltweite Mittelschicht – also jener Menschen, die mehr als 30.000 Dollar netto im Jahr verdienen – von derzeit 600 Millionen Menschen auf 1,3 Milliarden bis zum Jahr 2025 zunehmen werde. 200 Millionen davon werden aus China kommen, glaubt jedenfalls die Research-Abteilung der US-Investmentbank Goldman Sachs.

Risiken

Eine geradlinige Aufwärtsentwicklung der Luxus-Aktienkurse können Anleger aber auch im besten Fall nicht erwarten. China birgt durchaus Risiken. „Wenn das Land hustet, bekommt die Börsenwelt einen Schnupfen“, sagt Kolb. Das heißt: Jede kleine Abschwächung des chinesischen Wirtschaftswachstums drückt die Aktienkurse, auch wenn das Wachstum im Vergleich zu Europa mit mehr als sieben Prozent noch sagenhaft hoch ist.

„Luxus-Aktien können durchaus kurzfristig starke Schwankungen haben“, betont der Credit-Suisse-Luxus-Experte. Neben Wachstumsdellen sehen Skeptiker noch andere Gefahren in der chinesischen Wirtschaft: Intransparenz, die Finanzen der Provinz und Kreditvergaben der Banken an Staatsunternehmen. Auch die Polit-Kampagne gegen teure Geschenke und auffälligen Luxus könnte der Branche schaden. Bei all der Sorgen müsse man aber bedenken, dass China viel Geld hat. Bei wirtschaftlichen Problemen könne der Staat rasch ein mehrere Milliarden schweres Konjunkturprogramm auf die Beine stellen, ohne sich hoch verschulden zu müssen, gibt Kolb zu bedenken. Langfristig hält er die Chancen auf hohe Renditen daher für groß. Die rund 150 Luxusgüterunternehmen weltweit haben aber neben dem Markt in China auch ein zweites Plus: Ihre Margen sind unvergleichlich hoch.

Laut einer Untersuchung von Citi Investments haben Luxuskonzerne im Lederwarenbereich Spannen von 30 bis 40 Prozent, bei Uhren 25 Prozent und bei Spirituosen 20 bis 35 Prozent. „Diese Unternehmen sind in der Lage, die Preise durchzusetzen, die sie wollen“, erklärt Kolb.

Familienunternehmen mit langer Tradition, meist aus Frankreich, Italien oder der Schweiz: Sie dominierten bis vor zehn bis 15 Jahren noch die globale Luxusgüterbranche. Doch dann begann sich auch in dieser Glitzerwelt das Fusionskarussell zu drehen.

Gucci etwa kam 1999 unter die Fittiche des Luxusgüterkonzerns PPR (Pinault-Printemps-Redoute), der sich vor gut einem Monat unter dem erfundenen Markennamen Kering neu aufstellte. 2007 kaufte PPR den Sportartikelhersteller Puma, der dem Konzerns allerdings einige wirtschaftliche Probleme einbrockte. PPR selbst verkaufte inzwischen seine französischen Traditionskaufhäuser Printemps an die Deutsche Bank und die italienische Borletti-Gruppe. Jetzt sollen die Einkaufstempel an eine Investorengruppe aus Katar weiterveräußert werden. Gucci wiederum kaufte kürzlich die italienische Porzellanfirma Richard Ginori.

Der französische Luxuskonzern LVMH hat 2010 ein Fünftel am Handtaschen- und Seidentuchfabrikanten Hermes erworben. 2011 kaufte LVMH den italienischen Uhren- und Schmuckhersteller Bulgari. Wirtschaftlich geht es LVMH trotz der Krise in Europa gut. Allein im ersten Quartal 2013 stiegen die Umsätze um sechs Prozent auf 6,9 Milliarden Euro. Besonders gefragt waren Hennessy Champagner und Cognac von LVMH.

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