95 Prozent der im 20. Jahrhundert hergestellten Orientteppiche eignen sich nicht als Geldanlage." Udo Langauer raubt vermutlich manch stolzem Besitzer eines nicht eben billigen Urlaubs-Mitbringsels die Illusion, ein wertvolles Stück ergattert zu haben, mit dem sich in den nächsten Jahren Geld verdienen lässt. Wer sein Geld ernsthaft in "echten Persern" anlegen will, sollte sich – so der Teppichspezialist und Chef der Austria Auction Company – auf Objekte konzentrieren, die zumindest aus dem 19. Jahrhundert stammen.
Noch ein paar Jahrzehnte mehr sind zwar keine Garantie, erhöhen aber die Chance auf Wertsteigerungen. Dabei ist nicht entscheidend, aus welchem Land (Persien, Türkei, Turkmenistan, Aserbaidschan oder auch China) das edle Stück kommt. Langauer: "Es gibt aus jedem Land gute und schlechte Stücke. Bei einem hochwertigen Stück ist eine Wertsteigerung von 10 bis 20 Prozent jährlich absolut drin, egal wo es herkommt."
Die tatsächliche Wertsteigerung – die sich ohnehin nur beim Verkauf des guten Stücks feststellen lässt – hängt zu einem hohen Grad vom Einkaufspreis ab. Denn nicht selten fresse, warnt
Langauer, eine überhöhte
Händlerspanne potenzielle Gewinne wieder auf. Er rät daher, eher bei Auktionen als beim Händler zu kaufen. Nicht nur, weil er selbst
Teppich-Auktionenveranstaltet wie etwa heute, Samstag, im Wiener Novomatic-Forum: "Das Aufgeld, das man bei einer Versteigerung zahlt, beträgt in der Regel zwischen 22 und 25 Prozent. Die
Händlerspanne ist meistens deutlich höher." Ein weiterer Vorteil: "Auf einer
Auktion sind 30 bis 40 Prozent der Käufer selbst Händler, das hat sich in den letzten Jahren so entwickelt." Und wenn ein Händler bereit sei, für ein Stück etwa 8000 Euro zu bezahlen, könne man davon ausgehen, dass es ein Wertsteigerungspotenzial gibt.
Langauer: "Ein Händler ist ja kein Sammler, sondern er will ja beim Weiterverkauf selbst etwas verdienen."
Verbessert haben sich die Chancen auf Wertsteigerungen auch durch Veränderungen in den Herkunftsländern der edlen Stücke. Denn dort entwickle sich, so der Teppich-Experte, zunehmend eine kaufkräftige Mittelschicht. Und diese kaufen die eigenen Kulturgüter wieder zurück.
Langauer: "Die Leute machen das ganz bewusst aus diesem Grund. Ich verkaufe heute schöne chinesische Teppiche nach
China, das wäre vor fünf Jahren unmöglich gewesen." Dieser Trend stehe erst am Anfang und werde in den nächsten Jahren für stabile bis steigende Preise sorgen.
Auswirkungen auf den Preis kann auch das Muster der Knüpfprodukte haben. In den westlichen Ländern sind eher geometrische Muster gefragt, daher können solche Stücke in unseren Breiten teurer sein als Teppiche mit Blumen-Mustern. Diese wiederum sind eher im Orient selbst gefragt.
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