Als Wirtschaftspartner wird Russland wieder interessanter

Moskau.
Das Interesse heimischer Firmen am russischen Markt steigt wieder.

Für die 770 km zwischen Moskau und dem südöstlich gelegenen Kasan braucht der Zug 14 Stunden. Durch den Bau einer Hochgeschwindigkeitsstrecke soll die Fahrzeit auf 3,5 Stunden verkürzt werden. Das aktuell größte Infrastrukturprojekt Russlands ist ein Beispiel, wo auch heimische Firmen zum Zug kommen könnten. "Das Projekt ist zwar aufgeschoben, aber es kommt bestimmt", sagt Rudolf Lukavsky, Österreichs Wirtschaftsdelegierter in Moskau. Seit Ende des Vorjahres registriert er wieder verstärktes Interesse heimischer Firmen am russischen Markt. Das habe mehrere Gründe, meint Lukavsky. Zum einen belebe sich die Konjunktur nach zwei Jahren Rezession jetzt wieder. Zum anderen habe sich die Währungssituation entspannt – der Rubel hat wieder an Wert zugelegt. Es gibt einen weiteren, nicht zu unterschätzenden Faktor: Bei Ausschreibungen werden Firmen bevorzugt, die vor Ort sind. Das geht soweit, dass diesen Firmen um 15 Prozent teurer sein dürfen und trotzdem den Auftrag bekommen. Hauptsache, Arbeitsplätze und Wertschöpfung sind und bleiben im Land. Auch deshalb überlegen mehr heimische Betriebe eine Präsenz in Russland.

Investitionen nötig

Nach einem eventuellen Ende des Importverbot werde Österreich nicht mehr stark mit landwirtschaftlichen Produkten und Lebensmitteln punkten können, meint Lukavsky. In einigen Bereichen sei Russland zum Selbstversorger und Nettoexporteur geworden, etwa bei Schweinefleisch, Mais oder Weizen. Was Russland brauche, seien Investitionen, moderne Technologien und Innovationspartner. Lukavsky: "Das sollte man nicht Unternehmen in Fernost überlassen."

Die Zahlen aus den Vorjahren sind dramatisch ausgefallen: Von 2013 auf 2016 sind Österreichs Exporte nach Russland auf rund die Hälfte eingebrochen. Im Vorjahr zeichnete sich eine erste Stabilisierung ab. Im Gesamtjahr ging es noch um 4,8 Prozent nach unten. Gegen Jahresende wurde es aber um vieles besser. "Im Oktober gab es ein Plus von 34,8 Prozent", erzählt der Wirtschaftsdelegierte. Heuer könnte der Exportzuwachs bei zehn Prozent liegen, lauten die Erwartungen. Lukavsky: "Im Konsumgüterbereich ist es aber noch schwierig."

Ausblick

In der Krise hat der Staatssektor in Russland deutlich an Bedeutung gewonnen. Der Staatsanteil an der Wirtschaftsleistung macht beinahe 70 Prozent aus. Im Konjunkturaufschwung werde dieser Anteil wieder sinken und der Privatsektor wichtiger werden, erwartet Lukavsky. Rasch wird die Erholung der Wirtschaft allerdings nicht kommen. Für heuer ist ein Wirtschaftswachstum von 0,9 Prozent vorausgesagt. Die Bandbreite der Prognosen ist allerdings groß - je nach Optimismus reicht die Palette von 0,6 bis 2,0 Prozent.

Die österreichischen Direktinvestitionen in Russland machen rund sechs Milliarden Euro aus. Holzbearbeiter sind da genauso dabei wie Autozulieferer und Maschinen- und Anlagenbauer. Raiffeisen ist die größte ausländische Bank in Russland.

Kommentare