Als der ÖGB die Bawag verlor und der Hypo-Skandal begann
Der 30. März 2006 war für Österreichs Bankenlandschaft ein denkwürdiger Tag.
Der 30. März vor zehn Jahren war ein Schicksalstag gleich für zwei österreichische Banken. Der Gewerkschaftsbund musste an diesem Tag seine von einem Spekulationsskandal gebeutelte Banktochter Bawag zum Verkauf stellen. Kurz davor hatte ÖGB-Chef Fritz Verzetnitsch zurücktreten müssen. In Klagenfurt wurden die teuren Swap-Verluste der Hypo bekannt, der nächste Skandal war entbrannt.
Cerberus kam zum Zug
Der Bawag-Verkaufsbesschluss an diesem 30. März 2006 fiel schon unter ÖGB-Interimschef Rudolf Hundstorfer. Einen Käufer hatte er noch nicht zur Hand. Letztlich kam ein Investorenkonsortium unter dem US-Fonds Cerberus zum Zug - dem nach Ablauf einer Haltefrist wiederholt Ausstiegsgelüste nachgesagt werden. Die Bawag ist aber gut zehn Jahre nach dem Skandal weiter unter Cerberus-Führung deutlich verschlankt in ruhigerem Wasser unterwegs und hat vor wenigen Wochen wieder Dividendenzahlungen aufgenommen.
Justiz und Medien hat der Spekulationsskandal der Bawag mit dem Investmentbanker Wolfgang Flöttl noch jahrelang beschäftigt, wenngleich zuletzt an diversen Nebenschauplätzen. Der frühere Bank-Chef Helmut Elsner war in einem der aufsehenerregendsten Prozesse Österreichs zur Höchststrafe von zehn Jahren Haft verurteilt worden. Er wurde nach viereinhalb Jahren 2011 für haftunfähig erklärt und entlassen.
Ouvertüre zum Drama in Kärnten
Am Abend jenes 30. März 2006 wurde zugleich auch öffentlich bekannt, dass in der Kärntner Hypo Alpe Adria - damals noch mehrheitlich in Landesbesitz - ein Swap geplatzt war. Wirtschaftsprüfer schalteten die Aufsicht ein und zogen ihre Testate für frühere Jahre zurück. Es ging um Verluste von einigen hundert Millionen Euro. Das war aber nur die Spitze des Eisbergs. Auf dem Balkan hat die Bank Milliardenverluste eingefahren, wie sich später herausstellen sollte. Ein mehrheitlicher Verkauf an die Bayerische Landesbank (BayernLB) endete wenig später (2009) in einer Notverstaatlichung.
Zehn Jahre nach Bekanntwerden des Swap-Debakels kämpft die Hypo-Nachfolgegesellschaft Heta gegen eine Pleite an, und mit ihr das Land Kärnten, das für die Milliarden-Anleiheschulden der einstigen Hypo Alpe Adria haftet. Die österreichischen Behörden hoffen, die Heta "geordnet" abwickeln zu können.
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