Offene Rechnungen mit Anleihe-Geldern bezahlt

Offene Rechnungen mit Anleihe-Geldern bezahlt
Ex-Mitarbeiterin erhebt Vorwürfe. Die Zeugin war als Cash-Managerin für Zahlungstransaktionen zuständig.

Das Ex-Management des Pleite-Baukonzerns Alpine dürfte ordentlich ins Schwitzen kommen. Grund sind nicht die sommerlichen Temperaturen, sondern Aussagen einer ehemaligen Mitarbeiterin der Finanzabteilung vor der Ermittlern des Bundeskriminalamts. Die Zeugin war als Cash-Managerin für Zahlungstransaktionen zuständig. Die Einvernahme drehte sich u. a. um die dritte Alpine-Anleihentranche, mit der der bereits angeschlagene Bau-Konzern im Mai 2012 noch weitere 100 Millionen Euro bei Anlegern eingesammelt hatte.

"Zu dieser Zeit wurden die Rechnungen ein bis zwei Wochen liegen gelassen. Der Großteil der Zahlungen wurde zu dieser Zeit gestundet, ich glaube sogar, die Zahlungen an das Finanzamt", behauptet die Zeugin. "Es wurde gewartet, bis das Geld von der Anleihe da ist." Von Vorgesetzten soll "die Anweisung herausgegeben worden sein, dass mit den Bezahlung der Verbindlichkeiten bis zum Eintreffen des Geldes aus der Anleihe zuzuwarten ist". Als die Gelder eingetroffen sind, "haben wir alles rausgeschossen". Das heißt: Es wurden die offenen Rechnungen bezahlt. Laut Karl Engelhart, Masseverwalter der Alpine-Holding, betrug der Netto-Erlös aus der dritten Anleihe 96,65 Millionen Euro. Doch selbst die Manager im Bau-Konzern waren offenbar verwundert, wie schnell die Anleihe-Gelder "verdampft" sind. Die Zeugin gab an, dass sie eine Woche später von einem Vorgesetzten gefragt worden ist, "wohin das Geld der Anleihe innerhalb weniger Tag verschwunden sei". "Mein Antwort war, dass die fälligen, ausständigen Zahlungen durchgeführt wurden", sagte die Zeugin.

Fehlverwendung?

Nach Meinung des oberösterreichischen Anlegeranwalts Michael Poduschka könnte diese Aussage nicht nur strafrechtliche Folgen für die Ex-Manager haben. Sie birgt auch Munition für mögliche Schadenersatzansprüche.

"Die Anleihe-Gelder waren für die Optimierung der Finanzstruktur der Alpine bestimmt, aber nicht für die Bezahlung offener Rechnungen", sagt Poduschka im Gespräch mit dem KURIER. "Für mich handelt es sich dabei um eine Fehlverwendung der Mittel und es sind alle dafür verantwortlich zu machen, die davon wussten."

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