Geschädigte Alpine-Anleger rechnen mit RLB OÖ ab

Alpine-Pleite bescherte 7000 Anlegern 290 Millionen Euro Schaden.
Ein Prüfbericht der Nationalbank wirft kein gutes Licht auf die Anleihendeals der Raiffeisenlandesbank.

Die Pleite des Bauriesen Alpine hat für die Raiffeisenlandesbank OÖ ein rechtliches Nachspiel. Laut einem vertraulichen Prüfbericht der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) hatte die RLB OÖ schon 2009 beschlossen, die Kreditlinien der Alpine nicht weiter auszuweiten, sondern abzubauen; obwohl diese Kredite zum Teil mit Bundes-Garantien (ULSG-Haftungen) abgesichert waren.

Trotzdem zeichnete die RLB im April 2010 die erste Anleihe-Tranche (insgesamt 100 Mio. Euro) der Alpine-Holding im Wert von 7,5 Millionen Euro. Das Risikomanagement der Bank sah das kritisch, weil die Geschäfte der Alpine "hinter den Erwartungen" blieben. Aufgrund dieser Zweifel erwarb die RLB die Anleihen nicht für sich selbst, sprich den Eigenbestand, sondern "nur zum Weiterverkauf an Kunden", notierten die OeNB-Prüfer. Im Juni 2010 wurde dann "die Kreditlinie der Alpine im Ausmaß der Anleihenkäufe (7,5 Millionen Euro) auf 98 Millionen Euro gekürzt".

"Die Raiffeisenlandesbank Oberösterreich hat ihr Kreditrisiko bei der Alpine durch den Anleihenverkauf zum Teil den eigenen Kunden umgehängt", sagt Anwalt Michael Poduschka, der 400 geschädigte Anleger vertritt. "Meine Klienten haben die Papiere direkt bei der RLB, vor allem aber auch bei kleinen örtlichen Raiffeisenbanken gekauft."

Strittige Forderungen 2011

Laut Nationalbank soll die RLB im Jahr 2011 die zweite Tranche der Alpine-Anleihen nicht gezeichnet haben. Laut Bankenprüfern könnten Unstimmigkeiten in der Bilanz der Alpine Holding dafür ausschlaggebend gewesen sein. Der Wirtschaftsprüfer Deloitte hatte im Jahresabschluss 2011"auf signifikante strittige Forderungen in Höhe von 150 Millionen Euro" aus Projekten in Deutschland, Polen und Griechenland hingewiesen, für die in der Bilanz keine oder nur geringe Vorsorgen getroffen wurden. Dennoch wurde der Bilanz ein uneingeschränkter Bestätigungsvermerk erteilt.

Insgesamt 12,5 Millionen Euro

Laut OeNB erwarb die RLB wieder im Mai 2012 Alpine-Anleihen (dritte Tranche) im Wert vom fünf Millionen Euro. "Die Zeichnung wurde vom Vorstand unter der Voraussetzung genehmigt, dass Kreditlinien der Alpine Bau bei der RLB im Ausmaß der gezeichneten Anleihe-Volumens gekürzt wird", halten die OeNB-Prüfer fest. "Der Beschluss der RLB OÖ, die erworbenen Anleihen schnellstmöglich und vollständig an Privat- und Unternehmenskunden weiter zu verkaufen, wurde vollständig umgesetzt."

Die Crux: Bei der 2012er Anleihe hieß es "im Kleingedruckten" der Verkaufsbroschüre (Termsheet), dass "die RLB als Mitglied des Emissionskonsortiums branchenübliche Provisionen erhält" und, dass "der Emissionserlös auch zur Abdeckung von seitens der Raiffeisengruppe OÖ gewährten Finanzierungen dient".

"Nur ein kleiner Teil meiner Mandanten hat 2012 ein Termsheet erhalten, bei der 2010er-Anleihe kein Einziger", sagt Anwalt Poduschka. Klagen sind bereits eingebracht worden. Der Anlegeranwalt rechnet sich gute Chancen aus, für seine Klienten vor Gericht Schadenersatz zugesprochen bekommen.

Vorwürfe bestritten

Indes legt die RLB OÖ Wert auf die Feststellung, dass "sie sich (damals) nicht aus der Finanzierung der Alpine zurückgezogen und die Geschäftsbeziehung weiter fortgeführt hat".

Die RLB hält auch fest, dass sie eine fundierte Risikoanalyse der Wertapiere durchgeführt und die Kunden in den Beratungsgesprächen bei der Alpine-Anleihe über das Risiko entsprechend aufgeklärt hat. In den Verkaufsunterlagen sei das (wirtschaftliche) Interesse der Raiffeisenbankengruppe OÖ an der Anleihe-Platzierung dargestellt: "Wir sind mit Alpine-Anlegern in Kontakt und schauen uns jeden einzelnen reklamierten Fall an."

Die Mega-Baupleite

Im Sommer 2013 sind die Alpine Holding und die Alpine Bau in die Pleite geschlittert. Alleine bei der Alpine Bau hatten sich 3,5 Milliarden Euro Schulden angehäuft. Die 7000 Alpine-Anleger, die die Anleihen der Alpine Holding kauften, sitzen auf einem Schaden in Höhe von insgesamt 290 Millionen Euro. Die Anleihen wurden auch von vielen anderen Banken, darunter waren die Erste Bank und die Bawag, verkauft.

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