Sie hofft, dass es zu einem Sinneswandel bei Anbietern wie Amazon, GLS oder DPD, kommt und diese mehr Verantwortung für ihre Subunternehmen übernehmen müssen. Das wäre dringend nötig, denn der Alltag der Zusteller ist katastrophal, schildert Pokorny.
Bei vielen Paketzustellern, die auf Österreichs Straßen unterwegs sind, handelt es sich um Ein-Personen-Unternehmen. Und diese hätten viele Probleme mit ihren Auftraggebern, sagt die Obfrau: „Es beginnt mit dem Branding des Fahrzeugs.“ Das Auto gehöre dem Zusteller, doch müsse er es laut Vertrag mit dem Logo des Auftraggebers versehen. Die Dienstkleidung ebenfalls. Bezahlen müsse er das alles selber. Werbung für sich selber könne er nicht machen.
Andere Aufgaben
Die Zusteller müssten auch immer öfter fachfremde Aufgaben übernehmen. „Einige große Auftraggeber verlangen, dass die Zusteller nicht nur fahren, sondern die Ware selber einscannen und einladen“, sagt Pokorny. Normalerweise müsste all das fix fertig vorbereitet sein.
Viele Kleintransporteure könnten das ursprünglich vereinbarte Entgelt am Monatsende nicht einstecken, oft bleibe nur ein Drittel davon übrig. Denn häufig würden Werbungs- und andere versteckte Kosten abgezogen. Zum Beispiel würden „Provisionskosten“ anfallen, wenn es nicht gelinge, alle Pakete auszuliefern. Man könne das auch als Aufschlag für Retourpackerl bezeichnen, sagt Pokorny.
Oft würden Dumpingverträge vorgelegt, in denen nur die Hälfte des Betrages gezahlt werde, der ein korrektes und erfolgreiches Wirtschaften ermöglichen würde. Viele würden solche Dumping-Aufträge trotzdem annehmen, um wenigsten ein bisschen Geschäft zu machen. Die meisten würden das wirtschaftlich nur ein paar Monaten durchstehen und dann aus dem Geschäft ausscheiden. Doch immer wieder würden neue Fahrer solche Dumping-Aufträge annehmen. Viele kommen aus dem benachbarten Ausland. Im Zuge dieser Fluktuation würden Subunternehmen die Preise sogar weiter drücken.
Kunden sensibilisieren
Deshalb müssten die großen Konzerne stärker in die Pflicht genommen werden und kontrollieren, wer für sie unter welchen Bedingungen arbeite. Die großen Auftraggeber müssten selber haften.
Außerdem müssten die Preise der Realität angepasst und die Kunden sensibilisiert werden. „So lange die Zustellung kostenlos ist, wird es keine Wertschätzung geben“, sagt Pokorny. Sie tritt dafür ein, dass Transportkosten verrechnet werden und bei den Zustellern bleiben sollten.
Bei Amazon Österreich sieht man den Arbeitsalltag anders: Pokornys Vermutungen würden nicht der Realität entsprechen, heißt es gegenüber dem KURIER. „Kleine unabhängige Lieferpartner profitieren von der Zusammenarbeit mit Amazon und schaffen hunderte Arbeitsplätze“, so ein Statement des Onlinehändlers.
Auch GLS fühlt sich durch die Ausführungen nicht angesprochen. „Die Beschriftung der Fahrzeuge unserer Transportpartner wird von GLS Austria bezahlt“, sagt Geschäftsführer Klaus Schädle. Kommissionierung werde bei GLS Austria generell nicht durchgeführt, Provisionskosten gebe es ebenfalls keine. Transportunternehmen, die für GLS fahren, müssten ihren Zustellern mindestens den Lohn bezahlen, der im gesetzlichen Kollektivvertrag festgeschrieben ist.
„Eine faire und partnerschaftliche Zusammenarbeit mit unseren Zustellpartnern ist für uns äußerst wichtig“, heißt es seitens DPD. Kosten für den Markenauftritt würden überwiegend von DPD getragen, alle gesetzlichen Vorschriften genau eingehalten. Auch bei DPD gebe es keine Provisionskosten.
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