Aktion scharf der Finanzpolizei

Aktion scharf der Finanzpolizei
Die Gastronomie ist für Schwarzarbeit besonders anfällig. Die Finanzpolizei reagiert mit Großkontrollen.

Es ist kurz nach 14 Uhr und in dem In-Lokal in Wien-Wieden wird es langsam lichter. Die meisten Gäste haben schon gezahlt, viele richten sich zum Gehen. Die Kellnerin bringt gerade ein Tablett mit Kaffee in den Schanigarten, als plötzlich ein Dutzend Gäste in Uniform ins Lokal drängt. Doch zum Mittagessen sind sie nicht gekommen.

Verdutzt schaut die Kellnerin die Männer und Frauen an. Besonders angetan hat es ihr die Aufschrift auf dem Revers der Uniformen: "Finanz" steht dort in fetten Lettern zu lesen.
Peter Niegl kennt die Verwunderung - baut er doch regelmäßig auf sie. Blitzschnell bugsiert er seine Beamten an alle Ausgänge des Lokals und haftet sich mit den übrigen an das Personal.

"Wenn du nicht schnell bist, sind die schwarzen Schafe nach ein paar Sekunden bei der Hintertür draußen", erklärt Peter Niegl, Teamleiter der Finanzpolizei. Die "schwarzen Schafe" im Jargon des Beamten sind jene Kellner und Köche, für die keine Sozialversicherung oder sonstige Lohnangaben abgeführt werden. Ihnen gilt seit Anfang des Jahres verstärkt der Kampf der Finanzpolizei. Und er entpuppt sich zunehmend als ein Kampf gegen Windmühlen. "Wir gehen zwar gezielt in Lokale, wo wir Auffälligkeiten vermuten. Doch man könnte auch ungeschaut ins nächste Gasthaus gehen, man stößt fast immer auf Abgabenhinterziehung", sagt Niegl. Tatsächlich verstoßen mehr als 70 Prozent der Lokalbesitzer gegen das Sozialversicherungsgesetz oder führen Abgaben nur verkürzt ab.

Verständnis

In dem Lokal in Wien-Wieden sind die Ausweise nun fertig kontrolliert. Zu beanstanden gab es nichts. Und auch die Kellnerin bringt nach dem ersten Schreck durchaus Verständnis für die ungebetenen Gäste auf: "Die Kontrollen sind nur fair, sonst haben die einen Vorteil, die sich nicht an die Regeln halten", sagt sie.

Weit weniger Verständnis zeigt der Gastronom in Wien-Favoriten, dem nächsten Lokal auf der Liste von Peter Niegl. Während die Beamten ihre Formulare ausfüllen, packt Niegl schon nach wenigen Sätzen mit dem Inhaber seinen Kugelschreiber weg. "Sie haben ja gar keine Gewerbeberechtigung", stellt Niegl mit einem Blick auf die Papiere fest.

Der Dialog, der sich daraufhin entspinnt, gehört zum Arbeitsalltag der Finanzbeamten: "Verlassen Sie mein Lokal", herrscht der Besitzer die Beamten an. "Das ist überhaupt nicht Ihr Lokal", kontert Niegl mit Verweis auf die fehlende Gewerbeberechtigung. Schließlich schwenkt der Besitzer auf die Linie der Reue um und lässt die Beamten ihre Arbeit durchführen. Nach der Kontrolle sieht er den Beamten, die in ihre Autos steigen, noch nach.
"Sehen Sie ihn lachen und mit der Kellnerin tuscheln?", fragt Niegl, der ihn aus dem Rückspiegel beobachtet. "Morgen wird das Lokal auf ihren Namen angemeldet, da wette ich", sagt der Finanzbeamte, schüttelt den Kopf und gibt Gas. Auf zum nächsten Lokal - zur nächsten Windmühle.

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