Air Berlin/Niki kündigt Bodenabfertigungsfirma

Obwohl Flüge in Krisengebiete eingestellt wurden, schreibt der Flughafen Wien einen Rekordgewinn
Die Airline löst wegen Differenzen mit Celebi vorzeitig den Vertrag auf.

Die Tochter des türkischen Bodenabfertigungskonzerns Celebi hat am Flughafen Wien den größten Kunden verloren. Ab sofort werden die Passagiere von Air Berlin und ihrer Österreich-Tochter Niki von der Groundhandling-Tochter der Flughafen Wien AG eingecheckt. Die Airline ist offenbar wegen Problemen mit Celebi vorzeitig aus dem Vertrag ausgestiegen.

Laut dem Luftfahrtportal Austrian Aviation Net steht eine Schadenersatzklage gegen Celebi im Raum. Gegenüber der APA wurde von Niki eine solche Klage aber dementiert. Offiziell machen Air Berlin und Niki keine Angaben zu den Gründen der fristlosen Kündigung. In der Urlaubssaison soll es im Sommer vor den von Celebi betreuten Gepäcksabgabeschaltern von Niki und Air Berlin zu derart langen Passagierschlangen gekommen sei, dass Flugverspätungen drohten.

Fluchttendenzen beim Personal

Celebi hatte Air Berlin und Niki erst Anfang 2014 mit der Übernahme der Abfertigungsfirma Austroport als Kunden gewonnen. Dem Aviation-Net-Bericht zufolge haben seither rund 80 Prozent der 120 ehemaligen Austroport-Mitarbeiter die Firma auf eigenen Wunsch verlassen, viele seien zur VIE Ground Handling Services des Flughafens gewechselt. Die Tochterfirma Vienna Aircraft Handling hat derzeit 60 Mitarbeiter, 40 weitere sollen nun dazu kommen, hieß es vom Airport. Mit Niki und Air Berlin werden jetzt elf Fluggesellschaften betreut. Der Flughafen Wien ist erst vor rund zehn Monaten ins Passagierhandling eingestiegen.

"Es gibt seitens der Geschäftsführung eigentlich keine Kommunikation."

Celebi war am Donnerstag nicht erreichbar. Auch intern gibt es zu dem Vertragsausstieg nur spärliche Infos. "Es gibt seitens der Geschäftsführung eigentlich keine Kommunikation, wir wissen nicht, wie es jobmäßig weitergehen soll, ob Leute gekündigt werden oder nicht. Irgendwie ist alles sehr chaotisch", so eine Celebi-Mitarbeiterin gegenüber Austrian Wings. Dem Luftfahrtmagazin zufolge denken auch andere Airlines wie Air France/KLM darüber nach, Celebi den Rücken zu kehren.

Bei den meisten Airlines sind die Bodenabfertigungsdienstleistungen ausgelagert. Am Wiener Airport gab es neben der Flughafen Wien AG bisher mit Celebi und dem Nischenplayer ISS zwei weitere Anbieter, aber auch die AUA bietet anderen Fluggesellschaften Passagierhandling an. Seit der Übernahme von Austroport teilten sich in erster Linie Celebi und der Flughafen Wien den Markt. Die beiden sind die einzigen zwei Anbieter, die auch Lizenzen für die Bodenabfertigung am Vorfeld, also in der Sicherheitszone zum Einladen der Koffer, haben. Die Lizenz von Celebi wurde im März 2014 für sieben Jahre verlängert.

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