Das Geld soll in den Bau von Rechenzentren und in KI-Projekte fließen. „Die Milliarden können sicherstellen, dass Europa eine Zeit lang die Chance hat, mit den USA und China mitzuhalten“, sagt der KI-Experte Clemens Wasner vom Thinktank AI Austria zum KURIER. Allerdings sei auch der Nachholbedarf groß: „Der Betrieb und das Training von KI laufen in Rechenzentren, die Milliarden Euro kosten. Die Infrastruktur fehlt in Europa komplett.“
Das sei auch das Ergebnis einer fehlgeleiteten europäischen Wirtschaftspolitik, sagt Wasner. Denn die EU-Kommission habe, auch unter dem Einfluss der Interessenvertretungen alter Industrien, die Technologie schlicht verschlafen. Dass der Gipfel von Frankreich und nicht von der EU-Kommission veranstaltet worden sei, zeige das Problem perfekt auf: „Die Mitgliedsländer machen das, was man eigentlich von der Kommission erwarten würde.“
Vorbild Frankreich
Frankreich habe bereits 2018 eine KI-Strategie präsentiert. Das französische Start-up Mistral AI sei auch das Einzige, das mit Sprachmodellen, die Chatbots wie ChatGPT zugrundeliegen, mithalten könne, meint Wasner. Bei der Technologie tue sich derzeit viel. Es zeichne sich ab, dass der Betrieb von KI-Systemen kostenintensiver werde. „Dann wird es jedes Jahr solche Investitionen brauchen“, meint der Experte.
In Europa fehle es darüber hinaus an vielen Ecken und Enden. Beim Kapitalmarkt hinke man ebenso hinter den USA hinterher wie bei den Rahmenbedingungen. Das Problem liege nicht nur in der Regulierung. In der EU gebe es auch keine Firmen, die sich mit dem Status quo anlegen wollen.
"Möglichkeiten sehen"
In Europa habe man sich zuerst mit der Regulierung der Technologie auseinandergesetzt, ohne zu wissen, wie man sie überhaupt einsetzen soll, meint Andreas Schwarzenbrunner, Geschäftsführer des Risikokapitalgebers Speedinvest. „Man hat das Pferd von hinten aufgezäumt.“
Der KI-Gipfel in Paris sei ein Zeichen dafür, dass man auch die Möglichkeiten sehe. Europa habe gute Universitäten, auch die Talente seien vorhanden. Jetzt gelte es sicherzustellen, dass man bei der technischen Revolution nicht außen vor bleibe. Dazu brauche es auch eine Intensivierung der Ausbildung und Aufträge an die Unternehmen von öffentlichen Stellen, sagt der Risikokapitalgeber.
Potenzial für Österreich
Wie können Österreich und heimische Firmen von der Technologie profitieren? Im wissenschaftlichen Bereich habe man den Zug bereits verpasst, meint Wasner, weil in die Forschung in dem Bereich im Gegensatz zu anderen Ländern in den vergangenen Jahren kaum investiert wurde. Allerdings könnten bestehende Industrien die Technologie gewinnbringend einsetzen, etwa in der Biotechnologie oder der Produktion.
Auch im öffentlichen Dienst gebe es viele Möglichkeiten, meint Risikokapitalgeber Schwarzenbrunner. Er mahnt eine stärkere Zusammenarbeit zwischen Unternehmen, Forschungsstätten und staatlichen Stellen ein. Großes Potenzial sehen die Experten im Tourismus. Etwa bei KI-Systemen, die Reisende unterstützen. „Jetzt wäre der richtige Moment“, sagt Wasner.
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