Agnelli-Erbe Lapo Elkann arbeitet gratis für Italien

WKO-Chef Leitl mit Lapo Elkann vor einem Ferrari 340
Designer machte als „bestgekleideter Mann“ Schlagzeilen und sucht Anerkennung als Unternehmer

Mit schnellem Schritt kommt Lapo Elkann aus seinem kleinen Büro, die Ärmel des orangen Hemdes sind hochgekrempelt und zeigen tätowierte Arme: „indomabile“ steht da gut sichtbar in großen Buchstaben, das Lebensmotto des 40-jährigen Enkels von Giovanni Agnelli:„unzähmbar“.

Er ist einer der drei Erben der Agnelli-Familie, die große Aktienpakete am Fiat-Chrysler-Konzern halten. Seine Mutter Margeritha Agnelli war mit dem französischen Autor Alain Elkann verheiratet, sein Bruder John ist Präsident des Verwaltungsrats von Fiat, Schwester Ginevra arbeitet als Filmregisseurin. Er ist verwandt mit den Fürstenbergs, gerne besucht er Verwandte wie Hubertus von Hohenlohe in Österreich.

Lapo Elkann hat sich inzwischen einen Namen als Designer und Unternehmer gemacht, sein Büro hat er in der „Garage Italia Milano“, einer ehemaligen Tankstelle in Mailand im Stil der 1950er-Jahre, wo er nicht nur einen seltenen Ferrari ausstellt und ein Restaurant betreibt, sondern auch mit seinem Team von „Italia Independenzia“ Designideen entwickelt oder mit seltenem Material, etwa Rochenhaut, Luxusautos ausstattet.

In der Klatschpresse

Lapo Elkanns Leben verlief nicht immer so geordnet. Zwar begann er wie alle Agnellis anonym, als „Lapo Rossi“, in Turin am Fiat-Fließband, studierte dann im Ausland und arbeitete für Henry Kissinger. Aber Schlagzeilen machte er mit Drogengeschichten, Model-Bekanntschaften, einer vorgetäuschten Entführung und als mehrfach ausgezeichneter „bestgekleideter Mann Italiens“. Ein Fiat-Erbe ist in Italien öffentliches Eigentum, erst kürzlich gingen Fotos mit einer jungen Frau im eigens für ihn konfigurierten Ferrari durch die Klatschpresse, das Kennzeichnen war gut lesbar.

Reden will Lapo Elkann jedoch über seine Ideen, seine Unternehmen, aber auch über Politik. Schadet es Italien und der Wirtschaft, dass es noch immer keine Regierung gibt, im Herbst wohl wieder gewählt wird? „Das macht alles etwas komplizierter“, sagt der Unternehmer, mehr nicht. Dann erzählt er, dass er durch seine Geburt in New York ja Amerikaner sein könnte, er sich mit 18 Jahren aber bewusst für die italienische Staatsbürgerschaft entschieden hat und dann gleich den Militärdienst in den Bergen bei den Alpini angetreten hat.

Er will Europäer und Italiener sein, deshalb hat er auch der nächsten Regierung angeboten, gratis für sie zu arbeiten. „Ich würde es für meinen Großvater und meinen Urgroßvater machen. „Ohne sie wäre ich nicht dort, wo ich bin.“ Als Designer hat Lapo Elkann 2007 den neuen Fiat 500 entworfen, dann wurde er Unternehmensgründer.

Mit seiner Firma Italia Independent entwirft er Brillen und betreibt Designbüros. Diese Firma ist inzwischen an der Börse, ein Modelabel betreibt er privat. Italien – das ist für ihn die beste Mischung aus Qualität und Schönheit. WKÖ-Präsident Christoph Leitl, der mit einer Delegation nach Mailand gereist ist, meinte nach dem Gespräch mit Lapo Elkann: „Mir gefällt an ihm, dass er ein begeisterter Italiener ist und gleichzeitig an Europa glaubt.“

Redaktioneller Hinweis: Die Reise fand auf Einladung der Wirtschaftskammer statt.

Fiat-Chrysler: Zur Geschichte

Die  Geschichte von Fiat reicht bis ins Jahr 1899 zurück. Zu den Gründern zählte auch die Familie Agnelli. Diese ist heute mit knapp 30 Prozent größter Aktionär an dem Unternehmen, das 2014 mit dem US-Hersteller Chrysler verschmolz. Fiat hält auch 90 Prozent an Ferrari.
 

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