Debatte um kinderfreie Hotels: Warum sie auch in Österreich immer beliebter werden

Stellen sie sich einen erholsamen Urlaub vor, denken wohl die wenigsten Erwachsenen an schreiende Kinder und gestresste Eltern. Aus diesem Grund liegen seit mehreren Jahren sogenannte Adults-Only-Hotels (oder auch Erwachsenenhotels) im Trend.
Weltweit gibt es immer mehr Unterkünfte, die ihre Türen nur für Erwachsene öffnen. Familien, die mit ihren Kindern urlauben möchten, sind nicht erwünscht.
Diese Entwicklung scheint nicht allen zu gefallen. In Frankreich entbrannte kürzlich eine Debatte darüber, ob kinderfreie Hotels und Restaurants verboten werden sollen. Die Hohe Kommissarin für Kinder, Sarah El Hairy, kritisierte die Intoleranz gegenüber Kindern, die durch solche Betriebe gefördert werde.
Sie warnt davor, dass kinderfreie Zonen zu Gewalt gegen Kinder beitragen würden. „Wir institutionalisieren die Idee, dass Ruhe ein Luxus ist und damit auch die Abwesenheit von Kindern“, argumentierte Hairy.
Immer mehr kinderfreie Hotels auch in Österreich
In Österreich öffneten die ersten Adults-Only-Hotels vor rund 20 Jahren ihre Türen. Anfangs hagelte es Kritik, mittlerweile sind die kinderfreien Betriebe fest etabliert am heimischen Markt. Ihre Zahl steigt immer weiter an. Trotzdem handelt es sich bis heute um ein Nischenangebot.
Wie viele Hotels mit „Kinderverbot“ es hierzulande gibt, kann weder die Österreichische Hotelvereinigung (ÖHV) noch der Fachverband Hotellerie der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) beziffern. ÖHV-Sprecher Martin Stanits geht von einer mittleren zweistelligen Anzahl aus.
Für Stanits liegt der Erfolg auf der Hand. Denn in der Hotellerie gebe es in den vergangenen paar Jahren generell einen Trend hin zur stärkeren Spezialisierung. Und dass die Hotellerie Räume für Menschen schafft, die ohne Kinder urlauben möchten, schlage genau in diese Kerbe.

ÖHV-Unternehmenssprecher Martin Stanits
Er vergleicht das Angebot nur für Erwachsene mit Hotels, die sich etwa auf Hunde, Fahrradfahrer oder Wellness spezialisieren. „Das macht für die Hotellerie Sinn. Denn wenn man eine Nische bedient, kann man besser dafür werben und gezielt Zielgruppen ansprechen“, so Stanits im Gespräch mit dem KURIER.
ÖHV-Sprecher: "Kritik ist sehr weit hergeholt"
Dass Kritiker Intoleranz gegenüber Kindern wittern, kann Stanits nicht nachvollziehen.
Auch die Befürchtung, Kinder würden durch die Trennung zwischen Familien- und Erwachsenenhotels den Umgang mit Älteren nicht lernen, findet er absurd. „Die Kritik ist meiner Meinung nach sehr weit hergeholt. Kinder werden ja nicht nur im Urlaub erzogen.“
Auch Astrid Steharnig-Staudinger, Geschäftsführerin der Österreich Werbung, findet die Bedenken nicht gerechtfertigt und verweist auf die Vielfalt der heimischen Hotellerie: „Österreich bietet ein breites Angebot an Unterkünften, in verschiedenen Preisklassen und für unterschiedliche Bedürfnisse. Dazu zählen neben Familienhotels auch kinderfreie Hotels“, teilt sie dem KURIER mit.

Astrid Steharnig-Staudinger, Geschäftsführerin der Österreich Werbung
Georg Imlauer, WKÖ-Hotellerieobmann, kann nachvollziehen, dass sich Unterkunftbetreiber spezialisieren möchten. Trotzdem empfiehlt er, niemanden explizit auszuschließen. „Die besten Hotels sind die, die beide Gruppen bedienen können: Familien mit Kindern und auch kinderlose Erwachsene, die im Urlaub Ruhe suchen.“
Hochsaison richtet sich weiterhin nach Schulferien
Insgesamt sei der Großteil der österreichischen Hotellerie und Gastronomie sehr familienfreundlich. „Das erkennt man auch an den Hochsaisonen, die immer dann sind, wenn Kinder Ferien haben.“
Trotzdem wächst bei den Österreichern der Wunsch nach kinderfreien Räumen – und das auch im Ausland.
„In den vergangenen Jahren beobachten wir eine kontinuierlich wachsende Nachfrage nach Hotels, die ausschließlich für Erwachsene konzipiert sind. Das Segment Adults-Only hat sich inzwischen fest am Markt etabliert“, sagt Michele Fanton, Geschäftsführer des Reiseveranstalters Ruefa, dem KURIER.
Paare oder Alleinreisende würden vor allem die Ruhe und Exklusivität schätzen. Besonders beliebt seien Adults-Only-Aufenthalte im Mittelmeerraum oder in Fernreisezielen.
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