Adidas will heuer sehr schnell aus den Startblöcken kommen

Adidas will heuer sehr schnell aus den Startblöcken kommen
Zweitgrößter Sportartikelhersteller peilt ein kräftiges Umsatz- und Gewinnwachstum an

Nachhaltig produzierte Schuhe, bequeme Kleidung und ein Fokus auf die Zielgruppe der Frauen: Der weltweit zweitgrößte Sportartikelhersteller Adidas hat die Coronakrise gedanklich schon hinter sich gelassen und will in den nächsten fünf Jahren massiv wachsen - beim Umsatz und beim Gewinn.

In den fünf Jahren 2021 bis 2025 soll der Gewinn jeweils um 16 bis 18 Prozent steigen, kündigte Konzernchef Kasper Rorsted am Mittwoch bei der Vorstellung der mittelfristigen Unternehmensziele an. Beim Umsatz werde im gleichen Zeitraum ein Wachstum von 8 bis 10 Prozent pro Jahr angepeilt.

Freizeitlook als Geldbringer

Wer Jogginghosen trage, habe die Kontrolle über sein Leben verloren, philosophierte einst Star-Designer Karl Lagerfeld. Er lag falsch. Mit dem nicht nur pandemiegetriebenen Megatrend zum bequemen Freizeitlook will Adidas in den nächsten Jahren Milliarden verdienen.

"Die Sportartikelbranche wird bis 2025 um 100 Milliarden Euro wachsen", sagte Rorsted mit Blick auf den gesamten Markt. China werde der größte Wachstumsmarkt sein. Um die Position gegen Weltmarktführer Nike und weitere Wettbewerber zumindest zu halten, hat Adidas einen eigenen Slogan als Motto für die nächsten Jahre kreiert: "Own The Game" (etwa: "Bestimme das Spiel").

Nachfrage nach Freizeitkleidung

"Mehr und mehr Menschen treiben Sport und bleiben aktiv", sagte Adidas-Markenvorstand Brian Grevy. "Wir sehen eine riesige Nachfrage nach Freizeitkleidung. Und das wird nicht weggehen." Ein besonderes Augenmerk will Adidas auf das Thema Nachhaltigkeit legen. Neun von zehn Artikeln sollen bei Material und Produktion in den nächsten fünf Jahren nachhaltig sein, sagte Rorsted.

"Nachhaltigkeit ist seit mehr als zwei Jahrzehnten ein fester Bestandteil der Adidas-Unternehmensphilosophie. Sie ist ein direkter Ausdruck des Unternehmenszwecks, durch Sport Leben verändern zu können", sagte er.

Nachhaltigkeit

Die Produkte sollen entweder aus recycelten Materialien gefertigt oder kreislaufwirtschaftlich verarbeitet werden. Oder sie sollen regenerative Materialien enthalten. 2021 soll das für 60 Prozent der Produkte zutreffen. 2024 plane das Unternehmen, ausschließlich recycelten Polyester in seinen Produkten zu verwenden. Adidas hatte vor zwei Jahren einen Sportschuh vorgestellt, der komplett aus Kunststoffabfall hergestellt wurde, der aus dem Meer gefischt wurde.

Zudem will der Konzern sich stärker als bisher auf die Kernzielgruppen konzentrieren - Fußball, Laufen, Training, Outdoor und sportliche Freizeitkleidung. Von diesen Käufern, glaubt Rorsted, könnte künftig 95 Prozent des Umsatzwachstums kommen. Außerdem sollen Frauen als Zielgruppe stärker hervorgehoben werden.

Online-Geschäft

Die Franken wollen stärker in ihre Marke, vor allem aber in die Digitalisierung investieren. Bis 2025 soll eine Milliarde Euro in die Verbesserung des Online-Geschäfts fließen. Bereits im vergangenen Jahr war der Onlinehandel dank der Corona-Pandemie der klare Wachstumstreiber - zeitweise waren 70 Prozent der stationären Läden weltweit wegen Lockdowns geschlossen.

Inzwischen sind wieder 95 Prozent geöffnet. Der Anteil des Umsatzes aus dem direkten Kundengeschäft soll bis 2025 auf etwa 50 Prozent steigen und über 80 Prozent des Umsatzzuwachses bis 2025 darstellen.

Reebok soll verkauft werden

Für das kommende Jahr kalkuliert das Management um Konzernchef Rorsted im fortgeführten Geschäft mit einem Gewinn von 1,25 bis 1,45 Milliarden Euro unter dem Strich. In der Prognose nicht mehr enthalten ist die US-Tochter Reebok, die verkauft werden soll und ab dem ersten Quartal als nicht fortgeführtes Geschäft klassifiziert wird.

Kosten im Zusammenhang mit dem geplanten Verkauf dürften den Gewinn aus dem fortgeführten Geschäft um rund 200 Millionen Euro drücken.

"Gewaltiges Interesse" an Reebok

Adidas-Finanzvorstand Harm Ohlmeyer sieht jedenfalls gute Chancen auf einen Verkauf von Reebok. Es gebe "gewaltiges Interesse" an der Marke, sagte Ohlmeyer am Mittwoch zum Abschluss des Strategietages des Sportartikelkonzerns. Jetzt sei genau der richtige Zeitpunkt für den Verkauf. Er ließ offen, ob letztlich ein Finanzinvestor oder ein Käufer aus der Branche den Zuschlag bekommen werde.

"Wir stehen noch ganz am Anfang des Prozesses", sagte Ohlmeyer. Einige Finanzinvestoren hatten schon abgewunken.

Adidas hatte sich im Februar für einen Verkauf der Tochtergesellschaft Reebok entschieden, die im abgelaufenen Jahr bei einem Umsatz von 1,4 Milliarden Euro einen Verlust von 32 Millionen Euro einfuhr. Finanzkreisen zufolge hofft Adidas auf einen Erlös von rund einer Milliarde Euro. In den Büchern stand die Marke zum Jahresende noch mit einem Wert von 733 Millionen Euro.

Starke Einbrüche

2020 waren Umsatz und Gewinn im Zusammenhang mit der Coronakrise heftig eingebrochen. Der Umsatz sank um 16 Prozent auf 19,8 Milliarden Euro, der Gewinn aus dem fortgeführten Geschäft sogar um fast 78 Prozent auf 429 Millionen Euro.

Zum Vergleich: Der Lokalrivale Puma, weltweit Nummer drei der Branche, hatte im vergangenen Jahr mit einem Umsatzminus von 1,4 Prozent (währungsbereinigt) deutlich weniger Einbußen hinnehmen müssen - hat aber für die Zukunft auch bescheidenere Ziele formuliert.

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