Abgeholzt: Millionenpleite eines namhaften Holzhändlers
"Die Hauptmärkte der Firma waren seit der Gründung Algerien und Libyen. In den Jahren 2016 und 2017 kam es zu starken Umsatzrückgängen von bis zu 50 Prozent, die hauptsächlich auf politische Ursachen bzw. externe Faktoren zurückzuführen sind", heißt es aus dem Unternehmen. "In Algerien gab es 2017 einen faktischen Importstopp und in Libyen, wo die Situation seit der Revolution 2011 schwer durchschaubar ist, sind ab Mitte 2016 wirtschaftliche Umstrukturierungen eingeleitet und Maßnahmen getroffen worden, die den Handel mit Libyen wesentlich erschwert haben."
Jetzt musste die WWD Holzexport GmbH mit Sitz in Brückl den Weg zum Konkursgericht antreten. Laut dem Gläubigerschutzverband KSV1870 hat das Unternehmen rund 4,5 Millionen Euro Schulden angehäuft. Auch die Aktiva werden mit rund 4,5 Millionen Euro beziffert, aber diese können nur zum Teil einbringlich gemacht werden. Es dürfte sich dabei um offene Forderungen und andere Vermögenswerte handeln. Darunter sind 400.000 Euro Forderungen gegen einen algerischen Geschäftspartner und eine Holzlager (60.000 Euro) in Koper. Dazu kommt noch das Betriebsgrundstück in Brückl.
Der Hintergrund
Die WWD Holzexport GmbH betreibt einen Holzhandel mit dem nordafrikanischen Raum. Ihre Gründer waren früher bei der Firma Buben und Fried tätig, die 1999 zerschlagen wurde. Die geschäftliche Entwicklung der WWD soll "turbulent" gewesen sein, weil die politischen Entwicklungen in Nordafrika die Geschäfte und Kundenstruktur stark beeinflussten. Bereits in den Jahren 2011 und 2015 kam es zu starken Umsatzschwankungen und zu Verlusten. Aber auch beim Holz-Einkauf sollen Fehler gemacht worden sein.
Ein libyscher Kunde soll die Pleite ausgelöst haben. Anfang 2016 soll der lybische Kunde mit 500.000 Euro bei der WWD in der Kreide gestanden sein. Doch die Verbindlichkeiten stiegen weiter, 2016 auf 1,5 Millionen Euro, 2017 auf zwei Millionen Euro und im Vorjahr auf 3,2 Millionen Euro. In dieser Zeit lieferte WWD Holz im Wert von 14 Millionen Euro nach Libyen.
Libyisches Debakel
Der Kunde versuchte sogenannte Akkreditive, sprich spezielle Zahlungsvereinbarungen über Banken, zu eröffnen, um den Saldo wieder auszugleichen. Er hinterlegte drei Millionen Euro bei einer Bank, doch die Akkreditive wurden nicht eröffnet, weil angeblich Dokumente fehlten. Das war im Oktober 2018. Der Kunde soll daraufhin die drei Millionen Euro wieder von der Bank abgezogen haben. Auch alle anderen Versuche scheiterten, die Geschäfte wieder in die Balance zu bringen. Außerdem gab es Zahlungsprobleme der algerischen Kunden, dabei geht es um 1,15 Millionen Euro.
Dazu muss man wissen, dass WWD im Jahr 2015 noch eine Betriebsleistung in Höhe von 21,5 Millionen Euro auswies, im Jahr 2017 dann nur noch 10,4 Millionen Euro.
Keine Zukunft
"Eine Unternehmensfortführung erscheint nicht möglich, es liegen weder Aufträge vor, noch verfügt das Unternehmen über ein verwertbares Warenlager, sowie die notwendige finanzielle Ausstattung", heißt es aus dem Unternehmen.
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