Ab- und Umbauten bei der Porr
Mit Bauen haben Baukozerne naturgemäß viel Erfahrung. Bei Porr kommt jetzt welche beim Ab- und Umbauen dazu. Abgebaut werden Personal-, Reise- und Sachkosten, umgebaut wird die Eigentümerstruktur.
Vergangene Woche wurden 71 Mitarbeiter aus dem Bereich Shared Services und Stabsstellen beim Arbeitsmarktservice zur Kündigung angemeldet. Klingt bei einem Beschäftigtenstand beim zweitgrößten heimischen Baukonzern von rund 11.000 nicht viel. In den betroffenen Bereichen muss aber trotzdem fast jeder Vierte gehen. Für Porr-Chef Karl-Heinz Strauss sind das "die ersten Erkenntnisse aus dem Programm fit for future", mit dem er den Konzern kostenmäßig abschlanken will. 100 Millionen Euro sollen eingespart werden. "60 Prozent der Einsparungen wird man schon in der Bilanz 2012 sehen, den Rest 2013", sagt Strauss.
Dividende
Im Vorjahr verursachten Abschreibungen beim Geschäft in Ungarn und Rumänien einen Konzernverlust von 72,2 Millionen Euro. "Heuer sind wir deutlich positiv und werden Gewinne schreiben", ist der Konzernboss überzeugt. Aus heutiger Sicht "wird es für heuer wieder eine Dividende geben".
Spannend wird sein, wer die dann kassieren darf. Denn bei den Eigentümern der Porr wird es zu einem heftigen Stühlerücken kommen. Die Industriestiftung der Bank Austria, die B&C Gruppe, die gut 37 Prozent an der Porr hält, will zur Gänze aussteigen, ist am Markt zu hören. "Kein Kommentar, der Vorstand begrüßt eine stabile Eigentümerstruktur." Mehr will sich Strauss nicht entlocken lassen. Hinter den Kulissen ist zu hören, dass Strauss, dem selbst gut sechs Prozent der Porr gehört, Investoren versammelt, um mit ihnen den 100-Millionen-Euro-Deal zu stemmen. Ende des Sommers soll die neue Struktur stehen. Die türkische Renaissance-Gruppe könnte ihren Anteil (derzeit rund zehn Prozent) erhöhen. Die Wiener Städtische wiederum (derzeit 8,8 Prozent) will unter fünf Prozent gehen.
Knappe Kassen
In Österreich läuft das Baugeschäft eher zäh. Ob Straßen, Einfahrten, Gehsteige oder Schwimmbäder – Gemeinden verschieben angesichts knapper Kassen Reparaturen. "Spätestens nach zwei Jahren ist eine nicht reparierte Straße aber ein Totalschaden", warnt Strauss. Trotz allem hat die Porr vor Kurzem einen Großauftrag in Österreich an Land gezogen – die Errichtung des Rohbaus des neuen Krankenhauses Wien-Nord. Auftragsvolumen: fast hundert Millionen Euro. "Das ist der größte Hochbau-Auftrag seit dem AKH", sagt Strauss stolz.
Die Zeit der knappen Kassen bei Ländern oder Gemeinden wird nicht so rasch vorbei sein. "Es ist daher Aufgabe auch der Bauindustrie, sich hier Neues auszudenken", so der Porr-Chef. Ein Beispiel dafür wären Konzessionsmodelle. Private und institutionelle Investoren finanzieren beispielsweise ein Krankenhaus und heben dann ein Benützungsentgeld ein. "Geld gibt es genug, es kreist um die Welt und sucht Anlagen. Man muss es nur kanalisieren." Etliches vom kreisenden Geld könnte auch bei der Porr landen, die nicht in den nächsten zwei, drei Jahren betriebsnotwendige Immobilien für rund eine Milliarde Euro verkaufen will.
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