A1 übernimmt Mehrheit an Grazer Mobilitätsanalyse-Startup Invenium

Frau mit iPhone
Spin-off des Know-Centers der TU Graz macht digitale Bewegungsanalysen von Mobiltelefonbenützern.

Analysen von Mobilfunkdaten machen nachvollziehbar, von wo sich Mobiltelefonbenützer wohin bewegen und wie lange sie wo bleiben. Das machen sich das steirische Analytics-Start-up Invenium und das Telekomunternehmen A1 zunutze, um etwa Tourismusregionen Einblicke in das Bewegungsverhalten von Bürgen zu geben. An dem Spin-off des Know-Centers an der TU Graz hat A1 Telekom Austria nunmehr die Mehrheit übernommen, wurde am Donnerstag in einer virtuellen Pressekonferenz dargelegt.

Das Telekomunternehmen A1 und das Spin-off Invenium liefern seit Monaten dem Covid-19-Krisenstab der Regierung anonymisierte Analysen über die Bewegungsmuster der Bürger. Die Analysen von Invenium beruhen auf Informationen darüber, welche Mobiltelefone sich über die SIM-Karte über den Tag verteilt an welchen Handymasten einwählen.

Aus den zusammengefassten und anonymisierten Bewegungsdaten der Mobilfunknutzer lassen sich auch abseits der Coronakrise interessante Schlüsse ziehen, wie Invenium-Founder und CSO Michael Cik erklärte. "Unser Ziel ist es, aggregierte Daten zu liefern", Rückschlüsse auf den einzelnen Handy-Benutzer seien nicht möglich, jedes Handy bekomme eine für das Tracking automatisch zufällig generierte Nummer zugewiesen, die regelmäßig neu vergeben werde. Seit 2017 ist Invenium Teil des "A1 Start Up Campus", der junge Unternehmen bei der Realisierung von Innovationen durch die Bereitstellung von Know-how und Infrastruktur unterstützt.

In den Jahren seither wurde gemeinsam das Produkt "A1 Mobility Insights" entwickelt, das in Österreich bereits beim Bewegungsmonitoring in der Coronakrise eingesetzt wird. Das Telekomunternehmen, das zuerst mit einem kleinen Anteil eingestiegen ist, übernimmt das Mobilitätsanalyse-Start-up nunmehr mehrheitlich und will den Bereich der Bewegungsdaten-Analysen ausbauen. Als "Erfolgsbeispiel für den wichtigen Ausbau einer europäischen Datenökonomie", bezeichnete A1-Chef Thomas Arnoldner die nun intensivierte Kooperation.

Mit der Teilnahme am sogenannten Here Marketplace bietet A1 anonymisierte und aggregierte Bewegungsanalysen auch über internationale Plattformen an. Invenium verpflichtet sich zur Einhaltung höchster Standards bei Datenschutz und Informationssicherheit, ein Rückschluss auf einzelne Personen sei per Design nicht möglich, wurde vonseiten A1 betont. Laut Unternehmen sind die Bewegungsanalysen TÜV-zertifiziert und DSGVO-konform.

Im Einstieg der A1 Telekom Austria Group im Jahr 2017 sowie in der Aufstockung der Beteiligungsanteile sieht Cik einen "Beweis, dass wir mit der Analyse von Bewegungsdaten frühzeitig einen 'Need' erkannt haben und über die letzten Jahre auf dem richtigen Weg sind". Das Zusammenrücken der beiden Unternehmen gebe dem Grazer Start-up die Möglichkeit, größer zu denken und Unternehmensentwicklungen auch international noch effektiver durchzuführen. Aktuell sind 23 Mitarbeiter beschäftigt, mehr als die Hälfte sind Absolventen der TU Graz, schilderte Cik: "Das komplette Know-how kommt aus Graz. Wir sitzen in Graz und bleiben auch hier", betonte der Gründer.

Das im Jahr 2016 gründete Start-up ist das erste, aus dem sich das Kompetenzzentrum Know-Center als Eigentümer zurückzieht, wie CEO Stefanie Lindstaedt vom Know-Center berichtete. Mit den Einnahmen aus dem Ausstieg sollen die Forschungskosten ersetzt und zugleich neue Forschungsarbeiten am Know-Center finanziert werden. Ein Teil dieser Erträge soll in die weiteren unternehmerischen Aktivitäten des Know-Centers fließen: "Unser Ziel sind zehn solide KMU in den nächsten zehn Jahren", wie Lindstaedt ankündigte. Man sei offen für Investoren, "die diesen Weg mit uns gehen".

"Die Digitalisierung bietet neue Chancen, die wir nützen müssen, um die aktuelle Krise zu meistern und wieder auf den Erfolgsweg zu kommen", betonte Wirtschafts- und Forschungslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl (ÖVP). Das junge Unternehmen liefere etwa "wichtige Erkenntnisse, die etwa für Touristikerinnen und Touristiker, Unternehmen sowie Regionen und Gemeinden höchst relevant" seien.

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