8 Fehler, die Anleger bei der Geldanlage vermeiden sollten
Als Anfänger kann es schwierig sein, sich in der komplexen Welt der Finanzen zurechtzufinden und die richtigen Entscheidungen zu treffen. Um bei der Geldanlage erfolgreich zu sein, gilt es einige Punkte zu beachten. Speziell Neulinge machen oft die selben Fehler.
1, Auf den idealen Zeitpunkt warten oder den Beginn der Geldanlage immer wieder verschieben
Auch wenn es scheinbar immer einen besseren Zeitpunkt gibt: Beginnen Sie besser gestern als heute mit ihrem Investment. „Geldanlage ist zu Beginn wie eine Reise in ein unbekanntes Land. Unbekannte Finanzbegriffe und wilde Erzählungen von Kursstürzen und Skandalen. Das macht Angst. Eine Angst, die wir nur ablegen, wenn wir das Feld der Finanzwelt selbst erkunden. So wächst unsere Kompetenz in Sachen Geld, wir lernen uns in diesem unbekannten Land zu orientieren und entdecken, dass es mehr gibt als die grimmigen Erzählungen von Geldverlusten“, erklärt Birgit Bruckner, Börsenpsychologin und Geschäftsführerin von elementb und weiter: „Die Reise beginnt mit den ersten Schritten. In Sachen Geldanlage gibt es nicht DEN richtigen Anfang. Richtig ist: anfangen!“
2, Vor Beginn der Geldanlage zu wenige oder keine Infos einholen
„Wenn Anleger hohe Verluste einfahren, dann ist das in den meisten Fällen auf Wissenslücken zurückzuführen. Das beginnt bei der Auswahl des Anbieters. Im Internet stößt man manchmal auf unseriöse und gar betrügerische Angebote. Während Profis binnen Sekunden erkennen können ob es sich hier um ein legitimes Unternehmen handelt, fallen Laien leider manchmal auf unseriöse Angebote hinein. In den Medien wird darüber immer wieder berichtet“, erklärt Larissa Kravitz, Podcasterin „Investorella“ und Vermögensberaterin. Ähnlich verhält es sich bei der Auswahl der Investments.
Privatanleger tendieren dazu, in Dinge zu investieren die jetzt gerade trendy sind. Das ist jedoch wissenschaftlich gesehen genau die falsche Herangehensweise und führt dazu, dass Privatanleger im Schnitt geringere Renditen erzielen als der Gesamtmarkt. Gute Investments sind in Wahrheit relativ langweilig und pflegeleicht. Wer ein gut diversifiziertes und langfristig angelegtes Portfolio hat, muss weder täglich Kurse checken, noch sich vor einem Crash fürchten. Generell kommt man nur schwer drum herum, sich das nötige Grundwissen anzueignen, um gute Investmententscheidungen treffen zu können.
3, Mangelnde Streuung – alles auf eine Karte setzen
Sein Vermögen auf eine einzige Veranlagungsform zu konzentrieren, ist nicht klug. Wählt man hingegen eine ausgewogene Mischung verschiedener Anlageformen, dann sinkt das Risiko deutlich. Gleichzeitig erhöhen sich die Ertragschancen, weil man so Spitzenrenditen in einzelnen Veranlagungsformen, etwa bei Wertpapieren, erfolgreich für sich verbuchen kann. „Ähnlich wie in der Natur gibt es in der Wirtschaft, und besonders an den Kapitalmärkten verschiedene Saisonen: Zeiten der hohen oder niedrigen Zinsen, Zeiten der Öffnung und des Wachstums, technologische Revolutionen, aber auch Zeiten in denen Zerwürfnisse entstehen die z. B. zu hohen Rohstoffpreisen oder Güterknappheit führen.
Anders als in der Natur ist es – besonders für Privatanleger – sehr schwer zu bestimmen, welche Saison als nächstes kommen wird“, so Kravitz. Deswegen ist es sinnvoll ein Portfolio zu bauen, das auch in unterschiedlichen Marktlagen gut funktioniert. Wesentlich simpler und umso wichtiger ist aber: Wer nicht diversifiziert, geht ein enormes Verlustrisiko ein. „Ich sehe das in der Praxis leider immer wieder. Diversifizierung ist langweilig, definitiv weniger sexy als trendige Themen-Investments, aber sie funktioniert“, erklärt Vermögensberaterin Kravitz.
4, Mit Null Risiko investieren wollen
Vertraut man nur dem Sparbuch und ignoriert andere Spar- und Anlageformen lässt man viel Geld liegen. Über eine gestreute Veranlagung nachzudenken und Fonds bzw. Wertpapiere mit einzubeziehen, macht daher Sinn. Kurzfristig verfügbare Mittel am Sparbuch, beispielsweise als sicherer Notgroschen, sind oft nur in begrenztem Rahmen notwendig. Der Rest kann durchaus risikoreicher für mittel- bis langfristige Investitionen genutzt werden.
„Geldentscheidungen treffen wir mit Blick auf eine ungewisse Zukunft. Solange ich nicht weiß, was morgen passiert ist das Risiko am höchsten, wenn ich an einer einzigen Anlageform festhalte. Es gibt keine risikofreie Geldanlage. Auch Bargeld verliert an Wert, wie wir zuletzt schmerzlich erleben. Für mich geht es nicht um „mehr Risiko“, wenn Sie Ihr Geldvermögen auf verschiedene Anlageformen aufteilen. Vielleicht fühlt es sich emotional zu Beginn so an. Das, was Sie verunsichert, ist das Unbekannte, jedoch nicht das höhere Risiko. Investieren Sie in sich und Ihre Geldentscheidungen und Finanzwissen. Hinterfragen Sie ihre Glaubenssätze zu Geld, Risiko und Sicherheit“, so Birgit Bruckner.
5, Ständiges Kaufen und Verkaufen
Manche Aktienanleger reagieren auf Kursschwankungen mit hektischen Kauf- und Verkaufsorders. Gerade Neueinsteiger am Börsenparkett bekommen schnell weiche Knie, sobald die Kurse zu schwächeln beginnen. Panikreaktionen mögen verständlich sein, widersprechen aber der Langfristigkeit des Vermögensaufbaus. Bruckner: „Wir reagieren emotional, wenn wir überrascht werden. Sie wollen weniger emotional in Sachen Geld entscheiden? Dann erweitern Sie Ihre Erwartungen. Machen Sie den Test: Was passiert mit Ihrer Geldanlage im fallenden Markt? Was passiert im steigenden Markt? Und: Wie wollen Sie in diesen Situationen reagieren?
Halten Sie ihre Überlegungen und Reaktionsregeln schriftlich fest. Im Fall des Falles können Sie ihre Notizen zur Hand nehmen und lesen, was Sie sich emotional entspannt, vorgenommen haben. Jede Wertentwicklung, die Sie durchdacht haben, wird Sie bei tatsächlichem Eintritt weniger überraschen. Das reduziert ihre emotionale Reaktion und weiche Knie bleiben aus. „Zu viel hin und her, macht die Taschen leer“ – diese alte Börsenweisheit besitzt auch heute noch Gültigkeit.”
6, Nur große Beträge veranlagen
Wer sein Vermögen kontinuierlich aufbaut, darf sich verglichen mit der Einmal-Veranlagung über deutlich bessere Ergebnisse freuen. Schon mit kleineren monatlichen Beträgen lassen sich respektable Erfolge bei der Vermögensbildung erzielen, besonders mittels Fondssparen. „In der Welt des Investierens gibt es oft kein besser oder schlechter, sondern ein passend oder weniger passend für die individuellen Ziele der Person. Generell mindert ein Stück-für-Stück aufgebautes Portfolio das Risiko einen besonders schlechten Tag zu erwischen und man erhält einen Durchschnittskurs“, so Kravitz.
7, Geld veranlagen, das man nicht frei zur Verfügung hat
Man sollte sich immer bewusst sein, dass jede Art der Vermögensanlage, mit gewissen Risiken verbunden ist. Anleger sollten daher möglichst nur frei verfügbares Kapital investieren, niemals Geld, dass sie für den alltäglichen Bedarf benötigen oder zu einem bestimmten Zeitpunkt wieder liquide zur Verfügung brauchen. Denn im schlimmsten Fall droht der Totalverlust des eingesetzten Kapitals.
8, Von der Vergangenheit auf die Zukunft
schließen Die historische Entwicklung einer Geldanlage auf die Zukunft zu projizieren ist problematisch. Denn, weil ein Fonds in der Vergangenheit gut performt hat, heißt es nicht, dass es auch in Zukunft so sein wird. Wechsel im Fondsmanagement, eine Änderung der Anlagestrategie oder gesellschaftliche Veränderungen, können sich auf die Performance zahlreicher Geldanlagemodelle auswirken. Ein weiterer Fehler bei der Geldanlage besteht darin, Renditeversprechungen trotz eines angeblich nicht vorhandenen oder geringeren Risikos zu glauben.
In der Praxis gibt es jedoch kaum ein Anlageprodukt, bei dem man auf der einen Seite eine überdurchschnittliche Rendite erzielen kann, das andererseits aber dennoch sehr sicher sein soll. Bei solchen Versprechen sollte man die Anlageform sehr genau und kritisch betrachten, denn normalerweise steigt mit der Rendite stets das Risiko.
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