5G-Ausbau: Was Österreich von der Schweiz lernen kann
Wer wissen will, wie ultraschnelles, mobiles Internet funktioniert, muss zum Nachbarn Schweiz schauen. Während in Österreich die fünfte Mobilfunkgeneration (5G) erst getestet wird und 2020 noch Frequenzen versteigert werden, können die Eidgenossen bereits mit 5G surfen. Neben Korea ist die Schweiz ein Vorreiter bei der 5G-Netzabdeckung, bis Ende des Jahres sollen 90 Prozent der Bevölkerung angebunden sein.
Der zweitgrößte Schweizer Mobilfunkbetreiber Sunrise bietet die Technologie inzwischen in mehr als 300 Orten an. Für Privatkunden gibt es sowohl 5G-fähige Smartphones als auch Router (um ca. 700 Euro). Anders als in Österreich, wo 5G zunächst eher in den Städten ausgerollt werden soll, gehen die Schweizer aufs Land. Sunrise überbrückt mit „Glasfaser durch die Luft“ die letzte Meile zu den Haushalten und ersetzt damit langsamere DSL-Leitungen. „Mit 5G lassen sich ländliche Regionen und Berggebiete einfacher erreichen als mit Glasfaser“, erläutert Elmar Grasser, Technikvorstand bei Sunrise anlässlich eines Wien-Besuchs.
In der Schweiz lebt rund ein Viertel der Bevölkerung auf dem Land oder in den Bergen. Grasser sieht durch das Highspeed-Internet am Land viele Chancen, etwa im Bereich der Landwirtschaft – Stichwort „Smart Farming“. In den Schweizer Städten ist Glasfaser wesentlich weiter verbreitet als in Österreich, auch sind die Mobilfunk-strahlen-Grenzwerte in der Schweiz strenger als in der EU, was den Ausbau bremst.
„Stoppt 5G“
Gesundheits- und Umweltbedenken sind es auch, die den weiteren 5G-Ausbau massiv verzögern könnten. Die Mobilfunkbetreiber haben offenbar die Rechnung ohne den Souverän gemacht. In den Gemeinden und Kantonen rege sich zunehmend Widerstand aus der Bevölkerung, berichtet Grasser. Unter dem Titel „Stoppt 5G“ sammeln Bürgerinitiativen Petitionen für eine Volksabstimmung und starten „Aufklärungsprojekte“ in Schulen und Kindergärten. Sie wollen nicht ungefragt zum Experimentierfeld möglicher Risiken durch 5G werden und misstrauen den Versprechungen der Anbieter.
Einige Gemeinden und Kantone haben bereits Ausbaustopps verhängt und wissenschaftliche Studien zu den Risiken der neuen Technik in Auftrag gegeben. „Durch diese Vorbehalte haben wir beim Ausbau erst die Hälfte dessen geschafft, was wir uns vorgenommen haben“, erzählt Grasser. Er sieht auch die Branche gefordert. Diese müsse mehr Aufklärungsarbeit leisten und falscher Panikmache entgegentreten. Auch der hohe Energieverbrauch etwa durch Streaming ist zunehmend ein Thema.
Massenmarkt erst 2023
Die Einstellung der Regierung wie der Bevölkerung sei maßgeblich dafür, wie rasch 5G den Massenmarkt erreiche, meint auch Ventocom-(HoT)-Chef Michael Krammer. Zudem seien leistbare Smartphones und Router nötig. Dies werde frühestens 2023 der Fall sein, schätzt Krammer. Der Diskonter Ventocom hat aktuell rund eine Million Kunden in Österreich und Slowenien.
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