276 Mio. Dollar mit Insiderwissen
Ich ermahne Sie dringend, bei uns anzuklopfen, bevor wir an Ihrer Tür anklopfen.“ Bei seinen Auftritten macht der New Yorker Staatsanwalt Preet Bharara regelmäßig klar, dass er sich der Jagd nach Verbrechern im Nadelstreif verschrieben hat. Der „Sheriff der Wall Street“, wie ihn US-Medien nennen, hat schon mehr als 70 ehemalige Größen der Finanzwelt wegen Insiderhandels hinter Gitter gebracht. Jetzt hat Bharara zu einem weiteren Schlag ausgeholt.
Am Dienstag wurde der Hedgefonds-Manager Mathew Martoma in seinem Haus in Florida festgenommen. Angeklagt wird er in Manhattan – wegen verbotenen Insiderhandels in den Jahren 2006 bis 2008. In dieser Zeit hatte Martoma bei einem Hedgefonds gearbeitet, der in die Pharmafirmen Elan und Wyeth investierte. Eines der Projekte dieser beiden Firmen: die Entwicklung eines Mittels gegen Alzheimer. Um an Insiderinformationen darüber zu kommen, köderte Martoma einen beteiligten Arzt mit mehr als 100.000 Dollar. Die Gegenleistung dafür erwies sich als äußerst lukrativ. Der Arzt verriet dem Hedgefonds-Manager frühzeitig über die Ergebnisse eines Medikamententests, die zeigten, dass das Alzheimer-Mittel nicht den gewünschten Erfolg zeigte. So konnte Martoma rasch Aktien verkaufen und auf den Kursverfall wetten – der auch einsetzte, als die Testergebnisse publik gemacht wurden.
Lukrativster Tipp
Der Tipp war Gold wert und könnte „der lukrativste Insider-Tipp aller Zeiten sein“, wie es Staatsanwalt Bharara formulierte. 276 Millionen Dollar (216 Millionen Euro) an Gewinnen in nur wenigen Tagen soll der Hedgefonds durch das verbotene Insider-Trading eingefahren haben.
Fondsmanager Martoma selbst profitierte zwar nicht direkt, aber doch indirekt: Weil er eine so tolle Performance hingelegt hatte, durfte er einen Jahresbonus von 9,4 Millionen Dollar kassieren. Jetzt darf er sich auf eine hohe Geldstrafe und eine langjährige Haftstrafe einrichten. Der Tipp-gebende Arzt wird ihm dabei übrigens nicht Gesellschaft leisten müssen. Er tritt als Kronzeuge auf und bekam dafür Straffreiheit zugesagt.
Offen ist, ob Staatsanwalt Bharara auch Steven Cohen etwas nachweisen kann. Der Gründer und Boss des Hedgefonds SAC Capital hatte Martoma in einer seiner Tochtergesellschaften beschäftigt. Es könnte sein, dass Cohen die Insiderdeals Martomas abgesegnet hat.
In einem ganz anderen Fall erging am Dienstag eine Verurteilung. In der Londoner Investmentfiliale der Schweizer Großbank UBS hatte Wertpapierhändler Kweku Adoboli mit wilder Zockerei einen Handelsverlust von 1,8 Milliarden Euro gebaut. Er wurde wegen Betrugs zu sieben Jahren Haft verurteilt.
Kommentare