2014 wird für Osteuropa kein Zuckerschlecken

Schwer verdaulich: Der Schrumpfkurs der Banken setzte sich 2013 fort – besonders stark in Slowenien, Lettland, Ungarn und Kroatien.
Neue Sorgen: Trotz der Erholung der Region ziehen Banken und andere Investoren Geld ab.

Wenn das Haus in Flammen steht und alle in Panik zur Tür drängen, kommt keiner raus. So ähnlich sah es Anfang 2009 in Osteuropa aus: In den Jahren davor waren gewaltige Geldbeträge in die Region geflossen. Nach der Lehman-Pleite kehrten sich die Finanzströme schlagartig um. Hätten die großen Auslandsbanken ihre dortigen Töchter fallen gelassen, wäre der Kollaps der Region unvermeidlich gewesen.

Geordneter Rückzug statt panikartiger Flucht – das war die Devise für eine ungewöhnliche Zusammenarbeit. Weil Österreichs Banken und der Tagungsort Wien eine tragende Rolle spielten, wurde sie als "Wiener Initiative" bekannt: Private Banken, Regierungen, Aufseher und Finanzinstitutionen zogen an einem Strang, um die Pleitespirale zu verhindern. Die Banken gelobten, das Geld bei ihren Osteuropa-Töchtern zu belassen. Dafür halfen der Internationale Währungsfonds (IWF) und die Osteuropabank (EBRD) mit Notkrediten aus, um die Finanzkrise abzufedern.

"Nicht überm Berg"

2014 wird für Osteuropa kein Zuckerschlecken
Die Initiative war ein Erfolg, der große Crash blieb aus. Die Banken haben ihr Risiko zwar gesenkt – und das beträchtlich: Seit 2009 ist ihr Engagement in der Region um ein Fünftel zurückgegangen. Klammert man Russland und die Türkei aus, ist es fast ein Drittel (Grafik). Der Rückgang gegenüber 2008 entspricht kumuliert fast 10 Prozent der Wirtschaftsleistung von ganz Osteuropa.

"Im Großen und Ganzen ist dieser Prozess recht glatt verlaufen", sagte Aasim Husain, Vizechef des IWF für Europa, am Freitag in einer Telefonkonferenz: "Wir sind aber noch nicht über dem Berg."

Fünf Jahre später gibt es erneut Sorgen. Nicht Panik, sondern andere Faktoren beschleunigen die Flucht von Investoren aus der Region:

Stresstests: Die Aufseher haben vielen Banken einen Schrumpfkurs verordnet. In Vorbereitung auf den EZB-Assetcheck Ende 2014 haben die Euro-Banken ihre Bilanzsummen zwischen Mai 2012 und Dezember 2013 um 14,5 Prozent geschrumpft.

Zinswende: Langsam, aber doch leitet die US-Notenbank die Abkehr von der ultralockeren Geldpolitik ein. Bei höheren US-Zinsen sind die Schwellenländer weniger attraktiv. Viele Investoren wie Fonds ziehen Geld ab. Das hat Argentinien und die Türkei hart getroffen, belastet auch andere aufstrebende Länder.

Kreditklemme: Die Banken stützen sich in ihrer Finanzierung stärker auf Einlagen von osteuropäischen Sparern. Auf Dauer ist das zwar stabiler, kurzfristig werden aber in einigen Ländern die Kredite knapp oder zu teuer.

Ende 2013 trafen die Probleme Länder, die für Österreich wichtig sind, besonders hart: Slowenien, Ungarn und Kroatien. Lettland macht der Rückzug skandinavischer Banken zu schaffen. 2012 wurde die "Wiener Initiative" reanimiert: In der Neuauflage 2.0 sollen sich die internationalen Aufsichtsbehörden besser abstimmen.

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