20 Jahre Währungsunion: Der Euro als Friedensgarant und Spaltpilz

20 Jahre Währungsunion: Der Euro als Friedensgarant und Spaltpilz
Der Euro ist seit 1. Jänner 1999 gesetzliches Zahlungsmittel. Anfang gab es ihn nur elektronisch, ab 2002 auch als Bargeld.

Als es richtig losging mit der Europäischen Währungsunion, fehlte ausgerechnet der deutsche Finanzminister: Oskar Lafontaine, damals noch auf SPD-Ticket Ressortchef, ließ sich zur Jahreswende 1998/1999 in Brüssel vom damaligen Wirtschaftsminister Werner Müller vertreten. Der gab zu Protokoll, Lafontaine habe "vor langer Zeit einen sehr entfernten Urlaub" gebucht.

Eine Urlaubssperre galt unterdessen für Tausende Banker. Bei der technischen Umstellung von nationalen Währungen wie deutscher Mark, französischem Franc und italienischer Lira auf die gemeinsame Währung Euro sollte möglichst nichts schiefgehen.

 

 

"Der Euro wurde damals mit größter Skepsis begleitet", erinnert sich Otmar Issing, damals Chefvolkswirt der neu gegründeten Europäischen Zentralbank (EZB). "Aber der Übergang von den nationalen Währungen zum Euro ist so reibungslos vor sich gegangen wie sich das niemand vorstellen konnte."

Allerdings hatte Issing durchaus Zweifel, ob die Europäer schon reif sind für einheitliches Geld. "Schon 1999 zu beginnen mit so vielen Ländern, hielt ich für ein riskantes Unterfangen", erinnert sich der Ökonom.

Österreich von Beginn an dabei

Für 11 der damals 15 Mitgliedstaaten der Europäischen Union (EU) wurde der Euro am 1. Jänner 1999 gesetzliches Zahlungsmittel - zunächst elektronisch, ab 2002 dann als Bargeld. Von Beginn an dabei waren Belgien, Deutschland, Finnland, Frankreich, Irland, Italien, Luxemburg, die Niederlande, Österreich, Portugal und Spanien.

Die Exportnationen Österreich und Deutschland profitierten wie kaum eine andere Volkswirtschaft in Europa von dem erweiterten Binnenmarkt. Kosten für Währungsumtausch und Absicherung von Wechselkursschwankungen fallen dabei weg. Denn die Wechselkurse wurden unwiderruflich fixiert: 1 Euro ist 13,7603 Schilling wert.

Als zum Jahreswechsel 2001/2002 der Euro in Schein und Münze unters Volk gebracht wurde - die größte Geldtauschaktion aller Zeiten - war die Aufregung groß.

Ernüchterung

In der Neujahrsnacht 2002 gab es das neue Bargeld in zwölf Staaten - Griechenland war inzwischen dazugestoßen. Noch als die Böller knallten, bildeten sich Schlangen an den Geldautomaten.

Doch die Ernüchterung kam schnell: Viele hielten den Euro für einen "Teuro". Statistiker konnten noch so sehr argumentieren - beim Einkaufen, im Gasthaus oder beim Friseur wurden Verbraucher das Gefühl nicht los, Schilling und Euro seien nicht richtig umgerechnet worden.

Trotz aller Zweifel bewährte sich der Euro durch große Stabilität: In den knapp 20 Jahren betrug die durchschnittliche jährliche Inflationsrate im Währungsraum 1,7 Prozent. In Deutschland waren es in 50 D-Mark-Jahren 2,8 Prozent.

Stimmung gegen den Euro

Anti-Euro-Stimmung ist dennoch populär. Jüngstes Beispiel: Italien. Die nun regierende Koalition aus populistischer Fünf-Sterne-Bewegung und rechter Lega machte schon im Wahlkampf Stimmung gegen die Gemeinschaftswährung. Selbst mit einem Austritt aus dem Euroraum kokettierten die Parteien - auch wenn ein solcher Schritt rechtlich so gut wie unmöglich ist.

Heute ist der Euro für gut 340 Mio. Menschen in 19 EU-Staaten offizielles Zahlungsmittel.

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