Umfeld hat sich geändert
Früher seien Fahrer oft in den Beruf „hineingestolpert“, weil sie Geld brauchten und rasch einen Job finden mussten. Damals hätte das Arbeitsumfeld und das Gehalt gestimmt, heute sei mehr Qualifikation gefragt. Klacska lässt daher gegenüber dem KURIER mit einer bemerkenswerten Forderung aufhorchen. „Wir wollen einen zweijährigen Lehrberuf Truckoperator.“
Das bedeutet im Detail: Im ersten Lehrjahr sollen Jugendliche mit 16 Jahren den Führerschein machen können und mit einem erfahrenen Fahrer 30.000 Kilometer zurücklegen. Mit 17 soll dann – zumindest in Österreich – bereits ein schwerer Lkw gelenkt werden können. Eine EU-weite Ausdehnung wäre wünschenswert. Derzeit dürfen in Österreich schwere Lkw ab 18 Jahren gewerblich und mit entsprechenden Zusatzprüfungen gesteuert werden. Klacska hofft, mit der Initiative die angespannte Situation bei den Fahrern lösen zu können.
"Keine gute Idee"
Sebastian Obrecht, Sprecher des Autofahrerklubs Arbö, hält von der Forderung nicht viel: „Junge Fahrzeuglenker sind bei den Unfallzahlen weit vorne, sie zählen bis zu 24 Jahren zu den Hauptunfallverursachern.“ Sie hinter das Steuer eines 30-Tonners zu setzen, sieht er kritisch. „Es ist die fehlende Erfahrung, die fehlende Übersicht und das zu Ungestüme“, meint Obrecht. Jugendliche hätten die Fahrzeuge einfach nicht so gut im Griff wie ältere oder erfahrene Lenker. Das Führerscheinalter herabzusetzen, sei daher keine gute Lösung.
Abseits des Fahrermangels ist Klacska noch mit anderen Herausforderungen konfrontiert. Die digitale Fahrzeugtechnik entwickle sich rasch weiter, eine entsprechende Ausbildung sei auch hier unverzichtbar. Digitalisierung bedeute im Straßengüterverkehr Datenaustausch mit Kunden, Fahrzeugortung und Tempokontrollen. „Wir wollen nicht, wie derzeit, nur Datenlieferant für die Behörden sein, sondern auch profitieren“, sagt Klacska. Es wäre für die Branche wichtig, an die Daten zu kommen, doch es fehle eine Standardisierung und entsprechende Aufbereitung seitens der öffentliche Hand.
Neuerungen
Mit dem Abbiegeassistenten ist eine weitere technologische Neuerung in die Fahrerhäuser eingezogen. „Wegen der hohen Nachfrage ist sie bei 25 Prozent der neuen Fahrzeuge standardgemäß eingebaut“, sagt Klacska. Für die Nachrüstung gebe es viele verschiedene Systeme, überzeugend seien die meisten aber nicht. Es gebe andere kostengünstigere Möglichkeiten, das Problem zu lösen. In Deutschland seien an Ampeln Zusatzspiegel angebracht, die den toten Winkel ausleuchten. Die Zahl der Unfälle gehe dadurch gegen Null. Außerdem könne man Schutzwege verlegen und Ampelschaltungen ändern.
Beim Thema Klimawandel und Dekarbonisierung könne die Branche viel beitragen. Eine Möglichkeit sei die Förderung von flüssiggasbetriebenen Lkw, indem man sie von der Kilometermaut ausnehme. Elektro-Lastwägen sieht Klacska nicht so bald auf der Straße. Diese bräuchten eine so große und schwere Batterie, dass die Lademenge drastisch zurückgehen würde und doppelt so viele Lastwägen auf den Straßen unterwegs sein müssten – und das beim akuten Fahrermangel. Wasserstoff sei eine realistischere Lösung, auch wenn dieser noch unwirtschaftlich sei. In Zukunft könnten erneuerbare Energiequellen in der Nacht Strom für die Wasserstoff-Erzeugung liefern – denn da würden deren Überschüsse nicht gebraucht.
Beim Thema rollende Landstraße (Lastwägen auf Zügen) sieht Klacska ein Zeitproblem. Das Auf- und Abladen der Lkw dauere lange und zahle sich bei kurzen Strecken nicht aus. Wenn die rollende Landstraße einen Transport von wenigen Stunden auf einen Tag ausdehne, sei das nicht zielführend. Würde sie stattdessen das Tempo beschleunigen, würde das die Nachfrage steigern.
Die rollende Landstraße würde auf langen, internationalen Strecken funktionieren. Sie hat aber nicht in allen Ländern die nötige Unterstützung, weiß Klacska. Manche osteuropäischen Regierungen würden die Straße gegenüber der Schiene forcieren, weil sie dadurch mehr Mauteinnahmen lukrieren.
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