15 Prozent mehr für den Einkauf

15 Prozent mehr für den Einkauf
Die Arbeiterkammer hat die Preise im Supermarkt verglichen: Der tägliche Einkauf wird zunehmend zum Luxus.

Mit einiger zeitlicher Verzögerung schlagen sich die Höhenflüge der Rohstoffpreise nun auch in den heimischen Geldbörsen nieder. Laut der Arbeiterkammer (AK) sind die Preise für Lebensmittel des täglichen Bedarfs in Wien im Jahresvergleich um 15 Prozent gestiegen. Allein in den drei Monaten März bis Juni wurde der tägliche Einkauf um 7,8 Prozent teurer. Zum Vergleich: Die offizielle Inflationsrate lag im Juni bei 3,3 Prozent.

Die AK ging in acht Wiener Supermärkten und Diskontern einkaufen: Ihr Korb bestand aus 41 Gütern des täglichen Bedarfs, hauptsächlich Lebens- und Reinigungsmittel. Kostete der günstigste Einkauf im Juni 2010 noch 44,97 Euro, lag der Preis heuer bei 51,69 Euro.

Die Supermärkte haben offenbar die lange angekündigten Preiserhöhungen der Produzenten nun umgesetzt. So hat etwa der Anstieg der Getreidepreise im Vorjahr bei Mehl zu einem Preisplus von satten 69 Prozent geführt. Teebutter wurde im Jahresvergleich um 32 Prozent, Vollmilch um 13,3 Prozent teurer. Auch die hohen Zucker- und Kaffeepreise an den Rohstoffmärkten treiben den Preis für den täglichen Einkauf spürbar.

"Preistreiberei stoppen"

15 Prozent mehr für den Einkauf

"Das ist heftig", kommentiert AK-Präsident Herbert Tumpel die gestiegene Inflation. Er fordert von der Regierung Maßnahmen gegen die Teuerung: "Die Preistreiberei muss endlich gestoppt werden." Von Wirtschaftsminister Mitterlehner fordert Tumpel eine Prüfung, ob es für die Preissteigerung rechtfertigende Gründe gibt oder ob sie stärker als in Nachbarländern ausfallen.

Das freilich ist kein Geheimnis: Die Supermärkte argumentieren immer wieder, dass Deutschland aufgrund seiner Größe Kostenvorteile hätte. Den Hauptgrund für die gestiegenen Preise sieht man bei der Rewe-Gruppe (Billa, Merkur, Penny) aber bei den Rohstoffen: "Bei stark steigenden Rohstoffpreisen müssen viele Händler die Lebensmittelpreise anheben, weil der Verlust nicht anders zu kompensieren ist."

Die Rewe-Gruppe versuche im Interesse der Kunden, steigende Preise zu verhindern. Aussagen zur längerfristigen Entwicklung könne man "bei der derzeitigen Situation an den Rohstoff-Märkten" nicht machen.

Josef Auer, Preis-Experte bei der Statistik Austria, bestätigt: "Eigentlich sind die meisten Lebensmittel bis auf ein paar Ausnahmen kontant im Preis gestiegen." Die größten Kostentreiber wären heuer aber die Energiepreise: So legten die Spritpreise im Jahresabstand um 16 Prozent zu. Doch nicht alles wird teurer: Gemüse und Obst, aber auch Senf und Mineralwasser sind günstiger als 2010.

"Müssen uns an Inflation gewöhnen"

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Die Wirtschaftsforscher des Instituts für Höhere Studien (IHS) rechnen für die nächsten Jahre mit einer etwas höheren Inflationsrate. In ihrer Mittelfristprognose bis 2015 erwarten sie eine durchschnittliche Teuerung von 2,2 Prozent pro Jahr nach 1,8 Prozent 2006 bis 2010. "Wir werden uns daran gewöhnen müssen, dass die Rohstoffpreise weiter steigen und sich dies in den Verbraucherpreisen niederschlägt", sagt IHS-Ökonom Helmut Hofer. Die Politik müsse aber aufpassen, dass man nicht dauerhaft zu hohen Preissteigerungen komme. Energiesparen werden zunehmend wichtig. Aber auch Lohnabschlüsse, die darauf Rücksicht nehmen, wenn Unternehmen hohe Rohstoffkosten nicht ganz an die Konsumenten weiter geben.
Beim Wirtschaftswachstum sieht das IHS bis 2015 eine Beschleunigung auf 2,2 Prozent im Jahresschnitt (1,5 Prozent 2006 -2010).

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