Weg vom Erdöl, hin zu Biomaterialien
Mit Dezember startete der Cluster of Excellence „Circular Bioengineering“. Der mehrdeutige Name wurde absichtlich gewählt, denn im Forschungscluster werden mehrere Konzepte abgedeckt, verrät der Leiter und BOKU-Professor Roland Ludwig dem KURIER. „Die Recyclingraten vieler Stoffe sind absolut unbefriedigend“, so der Experte. Auch wenn man den Rücklauf erhöhe, sei man weit von einer Kreislaufwirtschaft entfernt. Ziel des Clusters sei daher, Stoffe zu entwickeln, die sich gut und vor allem ohne Qualitätseinbußen recyceln lassen.
Im Fokus stehen nachwachsende Rohstoffe, aus denen Basisprodukte für Chemikalien, Wirkstoffe und Werkstoffe hergestellt werden. „Viele dieser Produkte basieren heute auf Erdöl, weil man das leicht in einzelne Komponenten zerlegen kann. Will man das bei Rohstoffen wie Holz, ist das chemisch sehr komplex“, sagt Ludwig. Enzyme und Mikroorganismen können damit aber arbeiten und so Basisrohstoffe herstellen.
Effizienz steigern
Ein weiterer Schwerpunkt liegt darin, Mikroorganismen effizienter zu machen, die Materialien und Chemikalien herstellen. Ziel ist es auch, künftig mehr chemische Reaktionen mit Licht oder elektrischem Strom auszulösen, als künstlich hergestellte Oxidationsmittel dafür zu verwenden.
Der große Vorteil des Clusters sei laut Ludwig, dass man sich den gesamten ökologischen Fußabdruck von biologischen Materialien ansehen will. „Viele Dinge sind nicht bekannt, etwa, welche ökologischen, ökonomischen und sozialen Auswirkungen der Pflanzenanbau für die Rohstoffe hat. Das kann auch Probleme an erneuerbaren Rohstoffen aufzeigen“, meint er.
Im Excellenzcluster forschen momentan 30 Teams aus fünf Universitäten, darunter die BOKU, Uni Wien, Uni Graz, TU Wien und TU Graz. „Die Frauenquote liegt bei 37 Prozent, darauf sind wir stolz“, ergänzt Ludwig. Der Österreichische Wissenschaftsfonds FWF steuert 16,1 Millionen Euro bei.