„In Ephesos sitzen wir auf einem Datenschatz“

Rund drei Millionen Menschen besuchen jährlich die Grabungsstätte in Ephesos.
Einblick in eine neuntausendjährige Geschichte.

Seine Begeisterung für die Antike wurde im Gymnasium durch die Sprachen Latein und Griechisch geweckt. Durch das Archäologiestudium in Wien nahm Martin Steskal an ersten Ausgrabungen teil, ehe es ihn 1999 für eines seiner ersten Projekte nach Ephesos verschlug, einer antiken Stadt an der türkischen Ägäisküste in der Nähe von Selçuk. Heute ist Ephesos die größte wissenschaftliche Unternehmung der Republik Österreich im Ausland, geführt von der Gesellschaft ÖAW Turkey, und der gebürtige Oberösterreicher Steskal der hiesige Grabungsleiter. Im Mai wurde ihm die Position offiziell übergeben, nun hat er große Pläne. 

„In Ephesos sitzen wir auf einem Datenschatz“

Martin Steskal, seit heuer Ephesos-Grabungsleiter.

„Wir sitzen in Ephesos auf einem unglaublichen Datenschatz“, sagt er und will noch tiefer in die mehr als neuntausendjährige Geschichte der einst so bedeutenden Hafenstadt, die als kultureller Schmelztiegel galt, blicken. Seine Schwerpunkte werden auf Fragen rund um das Ressourcenmanagement und die Umweltbeziehungen von damals liegen: „Das sind durchaus Fragen, die auch modern sind, und sich auf den Einfluss des Menschen auf seine Umwelt beziehen“, sagt Steskal. Bis zu 250 internationale Expertinnen und Experten , viele aus Österreich und der Türkei, arbeiten über das Jahr verteilt an der Grabungsstätte und kümmern sich nicht nur um Grabungen, sondern auch Restaurierungen. 

Von Botaniker*innen über Geolog*innen bis hin zu Historiker*innen oder Numismatiker*innen – das ganze Wissen ist in Ephesos gebündelt, wodurch man stetig Fortschritte macht. Die aktuellen Forschungsergebnisse werden im November präsentiert, währenddessen geht es für Steskal und sein Team jedoch unermüdlich weiter. Seit Grabungsbeginn vor rund 130 Jahren wurden rund 30 Prozent der Stadt freigelegt. Ein Gros des (Daten)Schatzes gilt es also noch zu entdecken.