Was Sie jetzt über Ihre Lunge wissen sollten

Welt-Asthma-Tag: Neue Erkenntnisse über die Krankheit.

Prim. Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Pohl ist Facharzt für Lungenkrankheiten und Innere Medizin, Vorstand der Abteilung für Atmungs- und Lungenkrankheiten am Krankenhaus Hietzing in Wien.

Was Sie jetzt über Ihre Lunge wissen sollten
Lungenfacharzt Prim. Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Pohl

Am 3. 5. ist Welt-Asthma-Tag. Wie häufig ist die Krankheit in Österreich?

Rund sechs Prozent der Erwachsenen und sieben bis zehn Prozent der Kinder und Jugendlichen sind betroffen. Prognosen gehen von einer deutlichen Zunahme aus: Dafür sprechen veränderte Umweltbedingungen – etwa mehr Feinstaubbelastungen –, mehr Allergien und auch die Langzeitfolgen der hohen Raucherzahl in Österreich.

Gibt es verschiedene Asthmaformen?

Grob unterscheidet man zwischen dem allergischen Asthma – der Betroffene reagiert überempfindlich gegen Hausstaub, Tierhaare und Pollen – und nicht-allergisches Asthma. Letzteres wird durch unspezifische Reize wie Tabakrauch, Infekte, kalte Luft, körperliche Anstrengung, aber auch psychisch Faktoren wie Stress oder Aufregung ausgelöst. Tatsächlich können wir heute aber durch moderne Diagnostik – etwa mithilfe spezieller Biomarker im Blut und einer Analyse des Auswurfs – viele Verlaufsformen unterscheiden.

Gibt es Neuerungen bei der Therapie?

80 Prozent der Patienten werden hervorragend durch die inhalative Therapie mit bronchienerweiternden und entzündungshemmenden Wirkstoffen versorgt. Für Patienten, die darauf nicht ansprechen, gibt es heute Antikörper: einen für Patienten mit schwerem allergischem Asthma, einen ganz neuen für andere Asthmaformen. Diese Antikörper blockieren Mechanismen im Immunsystem, die bei der Aufrechterhaltung der Entzündungsreaktion eine gravierende Rolle spielen. Generell gilt: Wer sein Therapieschema einhält, hat weniger Phasen, in denen sich die Krankheit verschlechtert. Bei guter Therapie ist in den meisten Fällen ein Leben mit sehr guter Lebensqualität möglich.

Vertragen sich Asthma und Sport?

Ja, es ist ein Irrglaube, dass das nicht zusammengehört. Regelmäßige Bewegung bzw. Sport verbessern die Sauerstoffaufnahme und die Belastbarkeit. Die Angst vor Atemnot geht zurück – etwas, worunter ja viele Asthmatiker leiden. Und es kommt auch seltener zu Episoden mit einer Verschlechterung des Gesamtzustandes (Exazerbationen). Generell werden die Beschwerden weniger. Gut geeignet sind Ausdauersportarten wie Walken, Joggen oder Radfahren. Überanstrengung sollte man aber meiden, ebenso sportliche Betätigung bei kalter Luft.

Welche Rolle spielen ergänzende Maßnahmen wie Entspannungsübungen oder auch Yoga?

Sie können helfen, Stress und psychische Belastungen in den Griff zu bekommen. Asthma ist keine psychische Erkrankung, aber bei vielen Patienten spielt die Psyche eine große Rolle.

Info-Seite für Patienten mit schwerem Asthma: www.asa-net.at.

Dr. Wolfgang Pohl am Tel. (01/526 57 60): Mi., 4. 5., 10 bis 11 Uhr. eMail: gesundheitscoach@kurier.at

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