Sogar die Queen verwendet Globuli

Homöopathie setzt auf potenzierte Substanzen aus Pflanzen, Tieren und Mineralien.
Der Leibarzt von Elizabeth II. berichtet in Wien über seine Erfahrungen und wissenschaftliche Belege.

Wie William und Kate zu Homöopathie stehen, ist zwar nicht bekannt. Aber: "Die königliche Familie hat ein langjähriges Interesse in Homöopathie", bestätigte Peter Fisher, einer der Leibärzte von Queen Elizabeth, beim ersten Europäischen Homöopathie-Kongress, der derzeit in Wien stattfindet. Dort geht es um die neuesten wissenschaftlichen Entwicklungen. Und darum, wie die bei vielen Patienten beliebte, aber auch kritisch abgelehnte Behandlungsform sinnvoll und als Ergänzung in die Schulmedizin integriert werden kann.

Die britische Königsfamilie ist schon seit Queen Victorias Zeiten mit Homöopathie vertraut. In den 1840er-Jahren machte Ehemann Prinz Albert sie auf die Methoden des deutschen Arztes Samuel Hahnemann (1755– 1843) aufmerksam. Dieser verordnete Kranken verschüttelte (potenzierte) Substanzen aus dem Tier-, Pflanzen- und Mineralienreich, die bei Gesunden ähnliche Symptome hervorriefen.

Wirkung nachweisen

Heute geht es immer stärker darum, die Wirkmechanismen mit wissenschaftlichen Methoden nachzuweisen. Der schwedische Anästhesist Robert Hahn analysierte viele Studien auf dem Gebiet, sowohl von Homöopathen als auch von Skeptikern. Er ortet eine starke Polarisierung.

Kritiker betonen immer wieder, dass Wirkungsbelege fehlen und auch nicht erbracht werden können, da es sich um eine "naturwissenschaftlich unplausible Wirkweise" und eine "Placebotherapie" handle. "Bei solchen Studienergebnissen wurden relevante Daten nicht berücksichtigt, das sind rund 95 Prozent der verfügbaren Daten. Alle Wissenschaftler sollten eigentlich auf die Datenlage blicken und diese dann bewerten", kontert Hahn.

Sogar die Queen verwendet Globuli
homöopathie

Leibarzt Peter Fisher, auch Forschungsleiter im renommierten Royal London Hospital for Integrated Medicine (Ganzheitsmedizin), führt eine französische Studie der Universität Bordeaux mit 6000 Teilnehmern an. Bei homöopathischen Behandlungen wurden um 50 Prozent weniger Betäubungsmittel und Antibiotika verschrieben. Die deutsche Carstens-Stiftung, die eine Datenbank für klinische Forschung zu Homöopathie betreibt, registrierte zuletzt 1120 klinische Homöopathie-Studien. 41 Prozent kamen zu dem Schluss, dass Globuli oder Tropfen gleichwertig zu konventioneller Behandlung waren. "Bei placebokontrollierten Studien zeigt sich allgemein: Je besser die Qualität, desto größer ist auch die Differenz der Ergebnisse", so Fisher, der auch Mitglied der unabhängigen Forschungsplattform "Cochrane Collaboration Complementary" ist.

WHO-Position

Auch die WHO-Generaldirektorin Margaret Chan räumte "traditioneller und komplementärer Medizin", zu der auch Homöopathie gezählt wird, in einer Stellungnahme eine wichtige Rolle ein. Nötig sei ein einheitlicher und integrativer Ansatz, diese Therapien effektiv zu nutzen. So könnten homöopathische Arzneien im Hinblick auf steigende Antibiotika-Resistenzen ein Weg sein. "Da braucht es Alternativen."

Doch Homöopathie ist keine "sanfte Medizin", die die Schulmedizin obsolet mache, wurde am Kongress betont. Eine wesentliche Säule für einen verantwortungsvollen Einsatz sei eine gute Ausbildung. "Man muss unterscheiden können, in welcher Situation Homöopathie alleine ausreicht und wo man die Schulmedizin braucht", sagt ECH-Vorsitzender Thomas Peinbauer, Allgemeinmediziner und Homöopath in Linz. Für Peter Fisher ist eine realistische Zusammenarbeit der Schlüssel zum Patientenwohl. "Im Krebszentrum im Royal Hospital haben wir viele Patienten, die mithilfe von Homöopathie ihre Lebensqualität verbessern und Symptome verringern konnten. Ein guter Arzt integriert verschiedene Methoden."

Kommentare