RunNa: Zurück ins Leben laufen
Vor Kurzem habe ich das mitunter schönste Kompliment in meiner " Laufkarriere“ bekommen: "Mach weiter so, denn du steckst andere mit deiner Freude beim Laufen an. Ohne dich hätte ich nie angefangen.“ Gesagt hat es mir ein ganz besonderer Mensch, der seit einiger Zeit auch die Laufschuhe schnürt. Weil meine Leidenschaft irgendwann auf ihn übergesprungen ist. Konkret hat er sich anstecken lassen, als es ihm richtig dreckig ging.
Ich mag Xavier Naidoo eigentlich nicht, aber sein Song "Dieser Weg“ passt so gut in so vielen Lebenssituationen. Ganz besonders, wenn man im Krankenhaus liegt. Mit einer Diagnose, bei der man erst einmal schlucken muss: Krebs. Da zieht es einem den Boden unter den Füßen weg. Dann gilt es den Fokus nach vorne zu richten. Alle Kräfte zu bündeln und positiv in die Zukunft zu schauen. Leichter gesagt, als getan.
In den Momenten im Krankenhaus wirkte es für mich oft unpassend von meinen Läufen zu erzählen. Ich hätte bei jedem Besuch nur heulen können. Und auch jetzt, beim Schreiben dieser Zeilen, wird mir anders. Einen jungen Menschen, den man so gut kennt, plötzlich ganz anders zu sehen. Aufgedunsen von den Medikamenten, geschwächt und mit dem Merkmal, das Krebs so sichtbar macht: der Glatze. Doch gerade in solch schweren Zeiten braucht es banale Dinge, über die man reden kann. Es geht ums abgelenkt werden. Vom metallischem Geschmack im Mund durch die Chemotherapie, von den Schmerzen und vor allem von den Ängsten und damit verbunden der allergrößten – der Todesangst.
Der größte Sieg
Das ist nun einige Zeit her. Der Krebs ist überstanden. Doch eines ist geblieben: Meine Erzählungen damals im Krankenhaus und auch danach - bei den ersten kurzen Spaziergängen in der Frühlingssonne im Park nebenan - haben bewirkt, dass aus einem absoluten Nichtläufer ein Genussläufer wurde. Das Funkeln in meinen Augen, wenn ich über das Laufen rede, hat dazu geführt, dass er es selbst ausprobiert hat. Und siehe da: Spaß daran gefunden hat.
Seither dreht er regelmäßig eine Runde. Um sich etwas Gutes zu tun, den Kopf frei zu bekommen, die Natur zu genießen oder einfach frische Luft zu schnappen. Ganz ohne Uhr, einfach so. Pace, Kilometer und somit irgendwelchen Zeiten hinterherzujagen sind ihm egal.
Vielmehr geht es ums Spüren. Den Körper, der so vieles mitgemacht und ausgehalten hat und der nun sehr fürsorglich behandelt wird. Alles was gut tut, kann man sagen. "Do more of what makes you happy", lautet ein abgedroschener Spruch. Da zählt für ihn nun auch das Laufen dazu. Einen Wettkampf ist er noch nie gelaufen. Braucht er auch nicht. Seinen größten hat er nämlich schon gewonnen.
Do more of what makes you happy. Und dabei Gutes tun. Heute, Samstag, findet in Wien derKrebsforschungslaufstatt. Ich bin dabei. Der letzte längere Lauf vor dem Marathon steht an. Runden drehen für den guten Zweck - die Krebsforschung. Denn es gibt noch viel zu tun. In meinem Umfeld und in der großen weiten Welt da draußen.
Autorin Natascha Marakovits finden Sie auch auf Instagram.
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