Fotoserie: Ein Blick auf Demenz
Im Vergessen offenbart sich die Tragik der Demenz. Auch die Betroffenen selbst geraten oft in Vergessenheit. "Into Oblivion", zu Deutsch "In Vergessenheit", ist der Titel der Fotoserie von Fotografin Maja Daniels.
Bevor die schwedische Künstlerin auch nur ein Foto schoss, verbrachte sie fast ein Jahr mit den Mitarbeitern des Krankenhauses St. Thomas de Villeneuve, nahe der französischen Stadt Rennes im Nordwestes des Landes. Auch zu den Angehörigen der dort lebenden Patienten suchte Daniels Kontakt. Über die Monate hinweg baute sie zu manchen Familienmitgliedern enge Beziehungen auf. Dann begann sie zu fotografieren.
Von Türen und Toren
Zwei Jahre später war die Fotostrecke "Into Oblivion" komplett. Beim Betrachten der Bilder fällt sofort ein zentrales Motiv auf: Türen. Da die demenzkranken Patienten dazu neigen, sich in den Räumlichkeiten des Spitals zu verirren, verbringen sie ihren Alltag in einer geschlossenen Abteilung. Eine versperrte Türe trennt sie vom Rest des Krankenhauses.
Obwohl sich die Menschen in der Abteilung frei bewegen können, geht von dieser Türe große Faszination aus. Getrieben von Langeweile versammeln sich die Senioren dort täglich, versuchen das geheimnisvolle Tor zu öffnen und den Ort dahinter zu erkunden - oft stundenlang.
Die Fotoserie dokumentiert nicht nur den Alltag der Spitalsbewohner und die täglichen Herausforderungen in der Einrichtung, auch die größeren Auswirkungen der überalternden westlichen Gesellschaft aufgrund der steigenden Lebenserwartung im Zusammenspiel mit der Auflösung traditioneller familiärer Strukturen werden zum Thema gemacht.
Für ihre kreative Arbeit wurde Daniels kürzlich vom "Bob and Diane Fund" mit einer Förderung ausgezeichnet. Die Organisation unterstützt die visuelle Darstellung von Demenz in der Öffentlichkeit finanziell.
Demenzprognosen im Wandel
Gemeinsamen Schätzungen von Weltgesundheitsorganisation WHO und Alzheimer's Disease International zufolge litten 2015 weltweit 46,8 Millionen Menschen an Demenz. In Österreich leben derzeit 115.000 bis 130.000 Menschen mit der Erkrankung, deren häufigste Form die Alzheimer-Krankheit ist. Die Prognosekurven für die kommenden Jahre gehen teilweise steil nach oben. Bis 2050 soll sich der Anteil allein in Österreich wegen der steigenden Lebenserwartung auf mehr als 260.000 Menschen erhöhen.
Eine Studie der University of Michigan ergab jedoch kürzlich, dass der Anstieg nicht so gravierend ausfallen werde. Im heurigen Frühjahr zeigten auch Studien aus Großbritannien und Spanien einen gewissen Rückgang des Erkrankungsrisikos unter jüngeren Generationen. Verantwortlich für die positive Entwicklung werden bessere Bildung und der gesündere Lebensstil der jüngeren Generationen gemacht.
Weitere Informationen zum Projekt "Into Oblivion" und alle Bilder der Serie finden Sie hier.
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