Kürbiskerne bei Prostata-Beschwerden wirkungslos
Kürbiskerne gelten als traditionelles Heilmittel bei Prostatabeschwerden. Zu Unrecht, wie eine Zusammenfassung der wissenschaftlichen Studienlage durch die Donau-Universität Krems zeigt. Demnach können Kürbiskerne die Symptome einer gutartigen Prostatavergrößerung wahrscheinlich nicht bessern.
Auch wenn Apotheken und Drogerien sie als pflanzliche Lösung für belastende Beschwerden bei einer gutartigen Prostatavergrößerung anpreisen: Kürbiskern-Präparate können diese wahrscheinlich nicht lindern. Das zeigen die einzigen beiden relevanten Studien, die das wissenschaftliche Team von Medizin-Transparent.at in einer umfassenden Literaturrecherche finden konnte. Dazu hatten die Teammitglieder zwei große Forschungsdatenbanken mit über 27 Millionen Publikationen durchforstet.
Keine merkbare Linderung An den beiden Studien hatten insgesamt rund 1400 Männer teilgenommen, die sich durch ihre gutartig vergrößerte Prostata deutlich beeinträchtigt fühlten. Per Los waren sie einer von zwei Versuchsgruppen zugeteilt worden. Während die Teilnehmer der einen Gruppe ein Jahr lang täglich Kapseln mit dem Extrakt aus Kürbiskernen schluckten, nahmen die Männer der anderen Gruppe Scheinpräparat-Kapseln ohne Wirkstoff ein.
Studie lief ein Jahr lang
Am Ende der beiden einjährigen Studien stuften die Teilnehmer der Kürbiskern-Gruppen ihre Beschwerden nicht als merkbar besser ein als jene der Scheinpräparat-Gruppen. In der aussagekräftigeren der beiden Untersuchungen mit 956 Teilnehmern konnten die Untersuchungsleiter gar keinen Unterschied feststellen. Bei der Auswertung der Daten der zweiten Studie waren die Unterschiede so klein, dass ihn die Teilnehmer selbst nicht bemerken konnten. „Die Ergebnisse sprechen gegen eine Besserung der Beschwerden“, analysiert Bernd Kerschner, wissenschaftlicher Projektleiter von Medizin-Transparent.at. „Dass Kürbiskerne bei Prostatabeschwerden helfen, ist aufgrund dieser Daten ein widerlegter Mythos.“
Was bedeutet eine vergrößerte Prostata?
Eine vergrößerte Prostata ist meist harmlos, aber weit verbreitet: Im Alter zwischen 50 und 60 ist jeder fünfte Mann betroffen, mit fortschreitendem Alter werden die Beschwerden noch häufiger. Die Hauptprobleme bei einer gutartigen Prostatavergrößerung sind Schwierigkeiten beim Wasserlassen, das Gefühl, dass die Blase nie ganz leer, wird und häufiger Harndrang – auch nachts.
Da Medikamente gegen diese Beschwerden oft Nebenwirkungen haben, suchen viele Betroffene nach alternativen Heilmitteln. Eines davon sind Kürbiskerne. Immerhin zeigen die gefundenen Studien, dass Kürbiskern-Präparate kaum Nebenwirkungen verursachen. In Einzelfällen könnten die Kapseln mit dem Extrakt eventuell Magen-Darm-Beschwerden verursachen.
Kürbiskerne haben besonderen Stellenwert für Konsumenten
Die aromatisch-nussigen Kerne des Gartenkürbis haben nicht nur in der heimischen Küche einen besonderen Stellenwert, wo sie zu Öl gepresst, geschrotet oder im Ganzen zum Einsatz kommen. Im Volksglauben wird ihnen auch eine Heilwirkung bei Prostatabeschwerden zugeschrieben.
Tatsächlich enthalten Kürbiskerne eine Verbindung namens Beta-Sitosterin. Von dieser Substanz vermuten Fachleute seit langem, dass er die Umwandlung des männlichen Geschlechtshormons Testosteron in einen anderen Stoff hemmen kann, der das gutartige Wachstum der Prostata fördert. „Einzelne wissenschaftliche Untersuchungen scheinen die Vermutung zu unterstützen, dass Beta-Sitosterin eine positive Wirkung auf die Prostata haben könnte“, so Bernd Kerschner, „aber diese Daten sind nicht gut abgesichert.“ Hingegen zeigen die zusammengefassten Ergebnisse bisheriger Studien deutlich, dass Präparate aus der Beta-Sitosterin-hältigen Sägepalme die Beschwerden einer gutartigen Postatavergrößerung nicht bessern können.
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