Sie arbeiten, während andere feiern

Sie arbeiten, während andere feiern
Nicht nur das Christkind ist zu Weihnachten fleißig: Der KURIER hat Menschen getroffen, die ebenfalls arbeiten müssen.

Sie wird vor einem Christbaum sitzen, Geschenke auspacken und Kekse naschen. Und doch ist Weihnachten für Eleonore Zotter heuer anders: Die Krankenschwester verbringt den Heiligen Abend in der Kinderchirurgie im Wiener AKH. „Die Familien kommen und die Spitalsküche bäckt Kekse“, erzählt Zotter. Die meisten Patienten kann sie aber ohnehin nach Hause schicken – nur zwölf Kinder müssen krankheitsbedingt auf Station 17E bleiben. Am 25. Dezember, ab 7.15 Uhr Früh, darf Zotter mit ihrer eigenen Familie feiern: „Dann fahr’ ich zu meinen Eltern.“

Allein im AKH sind zu Weihnachten um die 280 Pflegerinnen und Pfleger im Dienst. An normalen Samstagen arbeiten in ganz Österreich bis zu 897.100 Menschen – für den Heiligen Abend gibt es keine genauen Zahlen. Rettungsleute müssen einsatzbereit sein, Rezeptionisten Gäste empfangen und Köche Weihnachtsmenüs auftischen. Der KURIER hat noch andere Menschen getroffen, für die die stille Zeit vor allem eines ist: Arbeitszeit.

Weihnachten im Radio

Moderatorin Olivia Peter zum Beispiel. Sie besucht ihre Familie schon vor Weihnachten. An Heiligabend moderiert sie im Ö3-Studio auf der Heiligenstädter Lände „Radio Christkindl“. „In der Sendung darf ich durch Telefonate in die Wohnzimmer der Hörer hineinspechteln“, sagt sie. „Da entsteht ein schönes, gemeinschaftliches Gefühl.“ Das Nachrichtenteam und die Wetterfrösche feiern mit der Moderatorin, während auf Sendung alle möglichen Versionen von „Stille Nacht, heilige Nacht“ rauf- und runterlaufen. „Das gehört dazu wie die Weihnachtsgans.“

Im Dom

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Sechs Kilometer weiter, im Stephansdom, hat ausgerechnet ein Priester kaum Zeit für Besinnlichkeit: Dompfarrer Toni Faber bittet vormittags zur Beichte, lächelt nachmittags fürs Fernsehen in Kameras und hält mit Kindern Krippenandacht. Mit der eigenen Familie vor dem Christbaum zu sitzen, vermisst er ein wenig: „Ich habe mich aber sehr friedlich damit abgefunden. Die Mutti ist auch nicht mehr beleidigt“, sagt er und fügt bar jeglicher Ironie hinzu: „300 Kinderaugen, die mich anstrahlen, beschenken mich reich. Das ist schöner als jedes Weihnachtsgeschenk.“ Eine ruhige Minute gönnt sich der Gottesmann vor der Christmette um Mitternacht, die etwa 5000 Menschen besuchen. „Selten ist der Dom so voll.“

 

On the road

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Für Kinderaugen hat Gerald Grobfeld weniger übrig. Der Taxler freut sich vor allem über doppeltes Trinkgeld. „Jeder der knapp 4500 Lenker will an diesem Abend fahren“, sagt Grobfeld, der Weihnachten bereits knapp 30-mal hinterm Steuer verbracht hat. „Die Leute sind viel freundlicher.“ Am Nachmittag holt er „Omis und Schwiegermütter“ ab. Zwischen zehn Uhr und Mitternacht bringt er sie wieder nach Hause. Und Christkind spielen darf der Wiener auch: „Manchmal vergessen die Leute ihre Packerln im Kofferraum“, sagt er. „Dann bring’ ich sie ihnen nach.“

 

 

Peter Rapp hat heute frei: Fischstäbchen zum großen Fest

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25 Jahre lang moderierte Peter Rapp am Heiligen Abend die „Licht ins Dunkel“-Spendengala im ORF. Dieses Jahr feiert er zum ersten Mal nicht mit dem Publikum. Der KURIER sprach mit ihm über Weihnachten am Küniglberg und beim Bundesheer.

KURIER: Wie haben Sie Weihnachten vor der Kamera empfunden?

 

Peter Rapp: Der 24. Dezember am Küniglberg war immer der ideale „Weihnachtstag“. Da kommen so viele Freunde zusammen und die Dekoration vermittelt sehr viel Stimmung. Bis zum Abend ist ja jeder zu Hause und kann dann auch noch den Heiligen Abend so begehen, wie er es gewohnt ist. In einigen Fällen waren die Mütter ganz froh, den Vater mit den Kindern ins Studio zu schicken, um in dieser Zeit zu Hause in Ruhe alles vorbereiten zu können.

Welches Weihnachtsfest haben Sie besonders in Erinnerung?

Denke ich zurück, dann war mein besinnlichstes Weihnachtsfest beim Bundesheer. Ich hatte mich freiwillig gemeldet und marschierte auf meiner Runde alleine durch die Schneelandschaft. In der Ferne konnte ich erleuchtete Fenster von Bauernhäusern sehen und durch die Fenster Christbäume. Ungestört konnte ich mich in meiner Gedankenwelt verlaufen.

Was stört Sie an Weihnachten?

Der ganze Trubel, der von Handel und Industrie erzeugt wird, kann ziemlich nerven. Irgendwie entsteht der Eindruck, es geht nur mehr um Kaufen und Schenken. Die Freude, dass Jesus geboren wurde, um für die Menschen da zu sein, wird in den Hintergrund gedrängt.

Wie sieht Ihr Weihnachtsmenü aus?

Wenigstens einmal im Jahr möchte ich Fischstäbchen mit Kartoffelpüree essen – und das wünsche ich mir am 24. Dezember.

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