Als Weihnachten noch lustig war
Im alten Österreich war Weihnachten angefüllt mit mysteriösen Feiern und Bräuchen. Die Sitte, Weihnachten als andächtiges Familienfest mit Bescherung und flimmerndem Tannenbaum zu begehen, wurde erst ab 1860 allgemein üblich. Belegt ist, dass Erzherzog Johann die damals neue Mode „unerträglich hell“ fand. Konsumkritisch merkte er an, dass die Geschenke für die Kinder ein Vermögen gekostet hätten, ein „Kripperl“ hätte es auch getan. Eine Sonderausstellung des Volkskundemuseums entreißt diese ursprüngliche Form von Weihnachten dem Vergessen („Weihnachten – Noch Fragen?).
In der dunklen Zeit um die Thomasnacht (20./21.12.) saßen die Menschen in schlecht beleuchteten Räumen, ohne Fernseher. Die Zeit vertrieb man sich mit Orakelspielen, „Lösselspiele“ genannt, mit denen man einen Blick in die Zukunft riskierte. Bis heute erhalten hat sich der regionale Brauch des Schlapfenwerfens. Unverheiratete Frauen werfen Patschen mit dem Fuß hinter sich. Zeigt die Schuhspitze zur Tür heißt das für die junge Dame, es wird ernst. Früher wurde auch auf Geräusche „gelost“ (gehört), Wachs und Blei gegossen oder man ließ Nussschalen schwimmen. Die Schriftstellerin Karoline Pichler überlieferte: „Man rief in die Brunnen hinab und erwartete von dort Antwort; man trat auf die Bettlade und sprach: Bettlade, ich tritt dich, / Heiliger Thomas, ich bitt’ dich, lass mir erscheinen / den Herzgeliebten meinen“.
War es früher schöner?
Lesseln
Das Wort „losen“ bedeutet „auf Zeichen hören, horchen“. Bei den „Lessel- oder Lössel-Spielen“ ging es ursprünglich wohl ums Hinhören auf vermeintliche Vorzeichen. Man zog ins Freie und „loste“ auf Geräusche, die es zu deuten galt. Hörte man als Erstes ein Singen oder Jauchzen, bedeutete das Hochzeit, das Geräusch einer Säge einen bevorstehenden Todesfall.
Sabbat(h)indel
Der 24. Dezember hatte früher nichts mit glänzenden Kinderaugen und flimmernden Bäumen zu tun, sondern war zur Vorbereitung für den Christtag gedacht, es wurde streng gefastet und nur eine Mahlzeit am Abend eingenommen. Doch anschließend versammelten sich die Freunde des Hauses zum „Sabbathindl“. Der Wiener Heimatforscher Gustav Gugitz leitet das Wort vom italienischen „sabbatino“ ab, was soviel wie Abendunterhaltung bedeutet. Der Germanist Franz Patocka präzisiert: „Nach der Rückkehr von der Christmette Schmaus halten“. Das Wort war nicht nur in Wien üblich, es ist auch aus dem Steirischen bekannt.
Weihnachten
Erste schriftliche Belege für „Weihnachten“ stammen aus dem 12. Jahrhundert und sind in der mittelhochdeutschen Liederhandschrift des Spruchdichters Spervogel und in der Predigtsammlung „Speculum ecclesiae“ erhalten geblieben – ze wīhen nahten „in den heiligen Nächten“. Gemeint war damit das schon von den Germanen begangene Mittwinterfest (am 21. Dezember).
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