Frauen erzählen, welche Dinge sie am Weltfrauentag nerven

3 Frauen stehen auf einem Steinstrand
Am 8. März ist Weltfrauentag. Ist der Tag mittlerweile überholt? Wir haben Frauen befragt, was sie daran besonders nervt.

 Laut Stadt Wien wurde der erste Frauentag am 19. März 1911 gefeiert. In der Hauptstadt demonstrierten damals rund 20.000 Menschen für Frauenrechte am Ring. 

Noch immer soll uns der feministische Kampftag, wie er auch genannt wird, daran erinnern, dass es in Sachen Gleichberechtigung noch einiges zu tun gibt. An und für sich eine gute Sache, wenn es da nicht einige Punkte gäbe, die so manche Frauen an diesem besonderen Tag zur Weißglut bringen.

Weltfrauentag ist kein Valentinstag

Denn viele Menschen und auch Unternehmen scheinen den Frauenkampftag mit dem Valentinstag zu verwechseln, an dem man Frauen Geschenke macht und ihnen sagt, was sie nicht allesamt für "Powerfrauen" seien. Vom ursprünglichen Geist des Tages bleibt da nicht mehr allzu viel übrig. Und wir lügen nicht, wenn wir sagen: Diese Entwicklung (und noch mehr) finden wir mehr als nervig. Hier einige Stimmen:

Bianca: "Von 365 Tagen im Jahr gehört also ein Tag 'uns'"?

Ich finde es unglaublich wichtig, auch jüngeren Generationen klarzumachen, dass es beim Weltfrauentag nicht um Prozente bei diversen Kleidergeschäften oder gratis “Frauen”-Artikel geht. Von 365 Tagen im Jahr gehört also ein Tag “uns”? Darum geht es nicht. Ich muss nicht an einem Tag im Jahr hoch gefeiert und mit Blumen und Gratisprodukten überhäuft werden, wenn ich die restlichen 364 Tage in so vielen Bereichen vernachlässigt werde.

Der Weltfrauentag ist eine Erinnerung an die Kämpfe, die so viele Frauen in der Vergangenheit für uns geführt haben und vor allem daran, was uns noch bevor steht. In vielen Ländern kämpfen Frauen noch immer um das Recht, über ihren eigenen Körper zu entscheiden, und um noch mehr Rechte, die für "jederMann" selbstverständlich sind. Ich will keine Blumen oder Tampons. Ich will mindestens mal eine geschlossene Gender-Pay-Gap. Lächerlich, über so etwas überhaupt zu diskutieren.

Sabrina: "Das Ganze wird mit dem Woman-Shoppingday verwechselt"

In meiner Bubble haben zwar die meisten verstanden, worum es am Weltfrauentag geht, aber leider rafft es meiner Meinung nach die breite Masse noch immer nicht ganz. Neben den Rabattaktionen am 8. März nervt mich wohl am meisten, dass das Ganze mit dem Woman-Shoppingday verwechselt wird – einer Marketingaktion eines Frauenmagazins.

Die gesellschaftspolitische Message geht verloren und wird leider Gottes mit einem Shoppingday (der irgendwann im April stattfindet) verwechselt. Vielleicht würde es aber auch helfen, wenn sich Unternehmen zusammenreißen würden und am 8. März mit Aktionen für ihre Mitarbeiterinnen überzeugen würden, statt mit Rabattcodes, um noch mehr Profit zu machen.

Lana: "Am Weltfrauentag ist mir nicht zum Feiern zumute"

Am Weltfrauentag ist mir nicht zum Feiern zumute. Denn dieser Tag zeigt einmal mehr, dass es keine Gleichberechtigung der Geschlechter gibt – und wir davon auch noch immer weit entfernt sind. Er ist natürlich wichtig, für das Problem Aufmerksamkeit zu erregen, auf das Ungleichgewicht hinzuweisen und vielleicht sogar Raum für Lösungsansätze zu bieten, was ich aber dann wirklich nicht brauche, sind Blumen, Geschenke oder Werbungen mit Männern, die erklären, dass sie Frauen eh lieben. Denn im selben Atemzug schwingt immer mit: In dieser Gesellschaft bist du weniger wert. Cheers to that!

Selma: "Ich fühle mich wichtig – aber nur für einen Tag"

Ich finde die Idee des Weltfrauentags großartig, weil er auf Dinge aufmerksam machen soll, für die wir so hart gekämpft haben – und immer noch kämpfen. Ich fühle mich wichtig – aber nur für einen Tag. Denn ich habe das Gefühl, dass nach dem 8. März all das wieder vergessen ist. Wir teilen ein paar Insta-Postings, schreien mit erhobener Faust "Girl Power" und lassen uns von vermeintlich tollen "Frauen"-Angeboten zum Kaufen animieren. Der Weltfrauentag hat meiner Meinung nach schon lange seinen "eigentlichen" Sinn verloren und wird erneut ausgeschlachtet, um Profit zu machen oder Unternehmen die Chance zu geben, sich an einem Tag im Jahr "besonders frauenfreundlich" zu zeigen.  

Ja, es ist toll, wenn wir Blumen bekommen und beim Einkaufen mal wieder sparen können, aber wisst ihr, was noch besser ist? Wenn wir im selben Job endlich genauso viel wie Männer verdienen, Frauen auf der ganzen Welt selbstbestimmt über ihren Körper entscheiden können und wir nicht aufgrund unseres Geschlechts diskriminiert werden. 

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